Praktikumsbericht
Fachbereich: Psychiatrie

Praktikumsstelle:
XXXXXX
XXXXXX


Zeitraum: XXXXXX


Praktikumsanleiterin:
XXXXXX

Fachprüfer:
XXXXXX

 

    1. Allgemeiner Teil

Daten der Patientin

  • Name:
  • Frau X
  • Alter:
  • Mitte 60
  • Geburtsort:

    Beruf:

  • Schlesien

    Verkäuferin; jetzt Rentnerin

  • Diagnose:
  • Chronische schizophrene Psychose
  • Verordnungen:
  • Ergotherapie 3 x wöchentlich (Kleingruppe),

    Morgenrunde 2 x wöchentlich,

    Stationsversammlung 1 x wöchentlich,

    Informationsgruppe f. Schizophrene Patienten 1 x wöchentlich,

    IPT 2 x wöchentlich,

    Entspannung (Progressive Muskelrelaxation n. Jacobson)

    1 x wöchentlich,

    Hockergymnastik 2 x wöchentlich

  • Medikation:
      1. Akineton retard 4 – 0 – 4
      2. Anwendungsgebiet: Parkinson-Syndrom, bes. Muskelsteifigkeit

        Therapierelevante Nebenwirkungen:

        Müdigkeit, Schwindelgefühl, Unruhe, Angst, Erregungs- und Verwirrtheitszustände, Sinnestäuschungen, Nervosität, Dyskinesien, Ataxie, Sprechstörungen, Sehstörungen, Magenbeschwerden, Übelkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen

      3. Novodigal 0,2 – 0 – 0
      4. Anwendungsgebiet: chronische Herzinsuffizienz

        Therapierelevante Nebenwirkungen:

        Müdigkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Verwirrtheitszustände, Agitiertheit, Depression, Sehstörungen (Verändertes Farbensehen im grün-gelben Bereich), Sinnestäuschungen (Halluzinationen), Sprachlautstörungen

      5. Nipolept 100 Dragees 0 – 0 – 50
      6. Anwendungsgebiet: Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis

        Therapierelevante Nebenwirkungen:

        Symptome wie Störungen von Bewegungsabläufen (Frühdyskinesien z.B. Schiefhals, Verkrampfungen im Mund-/ Schlundbereich), Krankheitszeichen wie bei Parkinson-Erkrankungen mit Bewegungsarmut, Zittern, gesteigerter Grundspannung der Muskulatur (Rigor) und Sitzunruhe, Müdigkeit (bes. zu Behandlungsbeginn), Schwindel, Kreislauflabilität, Kopfschmerzen, Atemnot, Störungen der Anpassungsfähigkeit des Auges an veränderte Entfernungen)

      7. Haldol Decanat 1 ml 1 x im Monat
  • Anwendungsgebiet: Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe bei chronisch schizophrenen und manieähnlichen Zuständen

    Therapierelevante Nebenwirkungen:

    Muskelverspannungen und Störungen des Bewegungsablaufes, Störungen wie bei der Parkinson‘schen Erkrankung (Zittern, Steifigkeit, Bewegungslosigkeit, übermäßiger Speichelfluß), Sitzunruhe, Müdigkeit, Unruhe, Erregung, Benommenheit, depressive Verstimmung, Gleichgültigkeit und Antriebsschwäche, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen

  • Hilfsmittel:
  • Lesebrille
  • Besonderheiten:
  • Keine
  •  

    Medizinische Anamnese

  • Harte Daten:
      1.  
      2. 1989 Klinikaufenthalt mit der Diagnose einer psychotischen Episode bei häuslicher Konfliktsituation, Verdacht auf endogene Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis
      3.  
      4. Anfang März 1999 gerichtliche Betreuung für alle drei Bereiche angeordnet
      5.  
      6. Ende März 1999 Aufnahme in diese Klinik
  • Weiche Daten:

    Aus der Akte war, beruhend auf der Aussage einer der Schwestern der Patientin, zu entnehmen, daß Frau X 1989 zum ersten mal erkrankt sei. Sie habe damals sehr unter dem Auszug der Tochter gelitten und sich nach diesem Ereignis deutlich verändert. Noch im gleichen Jahr sei sie dann in eine Klinik eingewiesen worden, ihr wurde dort eine psychotische Episode bei häuslicher Konfliktsituation diagnostiziert, dabei bestand speziell der Verdacht auf eine endogene Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Im akuten Zustand sprach die Patientin durcheinander, lebte scheinbar in der Vergangenheit und hatte "Vergiftungsideen", d.h. sie befürchtete, daß man sie vergiften wollte. Unter Belastung berichtete Frau X laut Aussagen der Schwester viel von Kriegstraumata und zitterte, wenn sie Flugzeuge im Fernsehen sah. Nach ihrer Entlassung habe die Patientin ihre Medikamente nicht weiter eingenommen und seit ungefähr einem Jahr würde sich Frau X außerdem vernachlässigen und auch den, bis zu diesem Zeitpunkt relativ engen, Kontakt zu ihren Geschwistern nicht mehr aufrechterhalten.

    Am 25. März 1999 wurde vom psychiatrischen Dienst eine gerichtliche Betreuung für alle drei Bereiche angeordnet, das Aufenthaltsbestimmungsrecht, die Vermögens- und die Gesundheitsfürsorge, da die Patientin zuvor laut herumgeschimpft, Wäsche zerschnitten und elektronische Geräte zerstört haben sollte.

    Vor der jetzigen Aufnahme:

  • Bei der jetzigen Aufnahme vom 29.3.1999:
  • Die Diagnose bei der jetzigen Aufnahme lautet auf eine chronische schizophrene Psychose. Nebendiagnosen sind dabei ein Schilddrüsenadenom und schwere Herzrhythmusstörungen.

    Verordnungen, die hier in der Klinik durchgeführt werden, sind:

  • Morgenrunde 2 x wöchentlich
    Stationsversammlung 1 x wöchentlich
    Informationsgruppe 1 x wöchentlich
    Ergotherapie 3 x wöchentlich
    IPT (Konzentrationsgruppe) 2 x wöchentlich
    Entspannung 1 x wöchentlich
    Hockergymnastik 2 x wöchentlich
     
  • Der daraus resultierende aktuelle Wochenplan für Frau X gestaltet sich folgendermaßen:
  • Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
    8.30 – 8.45

    Morgenrunde

    9.00 – 9.45

    Ergotherapie

    8.30 – 8.45

    Morgenrunde

    10.00 – 10.45

    Konzentrationsgruppe

     
    10.00 – 10.45

    Ergotherapie

      12.30 – 13.00

    Entspannung

    13.30 – 14.00

    Hockergymnastik

     
    13.30 – 14.00

    Hockergymnastik

           
    15.15 – 16.00

    Konzentrationsgruppe

    14.30 – 16.00

    Projektgruppe*

    15.30 – 16.00

    Informationsgruppe

    15.15 – 16.00

    Ergotherapie

    19.00 – 19.20

    Stationsversammlung

  • * Die Teilnahme an der Projektgruppe beginnt voraussichtlich erst am 18.5.1999
  • Von der Patientin selbst waren keine Auskünfte für die medizinische Anamnese zu erhalten. Auf diesbezügliche Fragen gab sie als Antwort, sie könne sich an nichts erinnern.

  • Sozialanamnese, derzeitige soziale Situation

  • Nach eigenen Angaben bezieht Frau X keine eigene Rente, lediglich ihr Mann sei berentet. Die Patientin und ihr Mann leben in einer Eigentumswohnung in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet.

    Bei einem Hausbesuch war festzustellen, daß die Wohnung einen fast sterilen Eindruck machte, da fast kein Bild an den Wänden hing und auch sonst kaum persönliche Gegenstände z.B. auf den Schränken standen.

    Bei Fragen nach ihrer Freizeitgestaltung gab die Patientin an, daß der Haushalt sie ganz ausfüllen würde. Obwohl sie mit ihrem Mann allein in der Wohnung lebt, gab sie an, daß dem Haushalt drei Personen angehörten. Sie würde jeden Tag die Fenster putzen und Staub wischen.

  • Nach Angaben der Patientin ist sie in Schlesien zur Volksschule gegangen. Danach hat sie eine Ausbildung zur Fleichfachverkäuferin absolviert. In diesem Beruf sei sie nach eigenen Angaben bis 1978 tätig gewesen, bis die Tochter selber Arbeit hatte. Ab diesem Zeitpunkt brauchte sie mehr arbeiten. Den Aussagen der Schwester folgend hätte Frau X jedoch bis zum Jahre 1989 noch selbst gearbeitet.
  • Anamneseauswertung

  • Es folgen die bedeutsamen Erlebnisse aus der Vergangenheit der Patientin, soweit bekannt, und ihre möglichen Beiträge zur Krankheitsentstehung in chronologischer Reihenfolge.

    Als erste mir bekannten wichtigen Vorkommnisse sind die Kriegs- und Nachkriegserfahrungen zu nennen, die die Patientin in ihrer Kindheit machte, und die mit Sicherheit in höchstem Maße angstbesetzte Erinnerungen hinterlassen haben, wie schon die in der medizinischen Anamnese erwähnten Kriegstraumata andeuten. Solche Erlebnisse spielen in der Krankheitsentstehung als sogenannte zeitspezifische soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle. Die streßbedingte Überforderung in Krisensituationen kann als ein Mechanismus die Verlagerung eines psychischen Gleichgewichtszustandes in einen anderen bewirken. Daher sind mögliche Kriegserlebnisse in der Kindheit der Patientin als Beitrag zur Krankheits-entstehung hier erwähnenswert.

    Ähnlich zu bewerten sind in diesem Zusammenhang das Verlassen ihrer Heimat und der lang dauernde Aufenthalt in einem Flüchtlingswohnheim eines ihr mehr oder weniger fremden Landes, die ebenfalls solche oben genannten, vor allem sozialen und kulturellen, Faktoren darstellen und darüber hinaus als streßbeladene, die Patientin möglicherweise überfordernden, Krisensituationen zu werten sind. Schizophrene Symptome können als Überforderungs-reaktionen auf eben solche Situationen psychosozialer Überstimulierung auftreten, die hier durchaus denkbar ist.

    Erschwerend kommt dabei noch die problematische Beziehung zu ihrem Mann hinzu, der seit vielen Jahren alkoholkrank ist und die Patientin unter anderem auch körperlich mißhandelt. Eine solche Ehe kann kumulativ zu den oben erwähnten Punkten als weiterer psychoreaktiver Faktor gelten, der durch sozioemotionalen Druck und andauernde Streßbelastung die oben angesprochene Verrückung des psychischen Gleichgewichtes förderlich beeinflussen kann.

    Als weiterer Konflikt auf zwischenmenschlicher Ebene ist dann die Abwendung der Tochter von ihren Eltern zu betrachten. Dieser Verlust einer für die Patientin wichtigen Beziehung stellt einen der weiter unten aufgeführten, die Krankheit begünstigenden Faktoren, dar (s. dazu
    Punkt
    3. Ursachen/Ursachenmodelle in der Beschreibung des Krankheitsbildes der schizo-phrenen Psychose), da die Tochter sich vollständig von ihrer Mutter separiert und die Kontaktaufnahme verweigert hat. Ein Mangel an Zuwendung allgemein ist ebenfalls einer dieser Faktoren und dieser Mangel an Zuneigung von ihrer Tochter scheint zumindest in ihrer Ehe nicht ausgeglichen zu werden, möglicherweise bezeichnend dafür ist, daß die Patientin in der Zeit ihres Klinikaufenthaltes nur sehr selten Besuch von ihrem Mann bekommen hat, der sich nach Aussage ihrer Schwester auch sonst nicht um seine Frau kümmern soll.

    Die Gesamtheit der bis hierhin genannten Faktoren und Mechanismen haben mit Sicherheit auch einen Teil zum Ausbruch der Krankheit bei der Patientin beigetragen. Des weiteren gibt es in der Medizin Anhaltspunkte dafür, daß die Chronifizierung der Schizophrenie teilweise die Folge einer akuten Psychose sein könnte. Dies würde sich zumindest damit decken, daß die Patientin sich bereits 1989 aufgrund einer akuten psychotischen Episode in stationärer Behandlung befand. Außerdem ist das Rezidivrisiko eines schizophren Erkrankten erhöht, wenn dieser mit Angehörigen zusammenlebt, die seiner Erkrankung unterengagiert, d.h. gleichgültig, gegenüberstehen, besonders auch, wenn der Patient seine verordneten Neuroleptika nicht einnimmt. Diese Konstellation trifft auf die Patientin zu und liefert einen möglichen Erklärungsansatz ihres heutigen Krankheitszustandes.

    Auffällig ist noch, daß bei an Schizophrenie erkrankten Patienten eine Störung des Zeit- und Raumerlebens als grundlegend angesehen wird, eine Umstellung der "inneren Uhr", die vielleicht zu einer derart rückwärtsgewandten Wahrnehmung der Gegenwart führen kann, wie sie ihre Schwester bei der Patientin charakterisiert, die aussagt, die Patientin lebe zum größten Teil in der Vergangenheit.

  • Krankheitsbild

  • Schizophrene Psychose
      1. Definition von Psychose und Schizophrenie
      2. "Psychose: Allgemeiner Begriff für eine Reihe schwerer psychischer Störungen, bei welchen gravierende Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, der Emotionalität und des Denkens auftreten."

        (Zimbardo: "Psychologie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 6. Auflage 1995)

        "Schizophrenien: Schwere psychische Störungen, bei denen sich die Persönlichkeit aufzulösen scheint, u. a. charakterisiert durch verzerrte Wahrnehmung, abgestumpfte Emotionen, bizarre Gedanken und fremdartige Sprache..."

        (Zimbardo: "Psychologie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 6. Auflage 1995)

        Schizophrene Psychose:

        "Schizophrenien sind psychische Erkrankungen aus der Gruppe der sog. endogenen Psychosen; sie sind durch unterschiedliche Symptome des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet und bilden syndromatisch verschiedene Erscheinungsformen. Sie betreffen häufig die gesamte Persönlichkeit, ohne jedoch das intellektuelle Potential herabzusetzen. Die Verursachung der schizophrenen Psychose ist bisher ungeklärt; wahrscheinlich wirken zahlreiche ursächliche und auslösende Faktoren zusammen."

        (Dilling, Reimer: "Psychiatrie und Psychotherapie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 2. Auflage 1995)

      3. Formen der Schizophrenie
  • Die Zuordnung schizophrener Störungen zu einer Kategorie ist schwierig, da jeder schizophren Kranke individuelle Symptome aufweist. Die im folgenden beschriebenen Erscheinungsformen lassen sich jedoch je nach Verlauf und vorherrschender Symptomatik in vier verschiedene Gruppen einteilen, wiewohl noch weitere unterscheidbare Krankheitsbilder existieren. Diese Einteilung dient dabei vor allem der Verständigung unter Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal.

    Die Beschreibung der verschiedenen Formen der Schizophrenie folgt dabei den Ausführungen aus Dilling, Reimer (1995): Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Tölle (1991): Psychiatrie.

  • Auftreten:
  • Beginnt meist verhältnismäßig spät, der Erkrankungsgipfel liegt hier erst im vierten Lebensjahrzehnt; bricht die Krankheit im fünften Lebensjahrzehnt oder später aus spricht man von Spätschizophrenien.


  • Symptome:

  • Hier treten hauptsächlich Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen und Wahnbildungen in den Vordergrund.

    Im akuten Stadium ist der Kranke erregt, zerfahren und es ist ihm unmöglich, zwischen Wirklichem und Unwirklichem, Gedachtem und Vorhandenem zu unterscheiden.

  • Prognose:

  • Es kommt nur wenig zu Persönlichkeitsveränderungen und Residualzuständen, die paranoid-halluzinatorische Symptomatik kann jedoch chronisch werden.
  • Auftreten:
  • Der Beginn liegt hier häufiger im jungen Erwachsenenalter.

    Symptome:

    Schwere Störungen der Willkürbewegungen, d.h. Haltungsverharren, Haltungs-stereotypien, Mutismus oder auch katatone Erregung, bei der der Patient wild um sich schlagen kann, können auftreten. In beiden Fällen ist der Patient sehr gespannt, verkrampft und innerlich erregt.

    Prognose:

    Die katatone Symptomatik hat im allgemeinen eine relativ günstige Prognose.

  • Auftreten:
  • Hier setzt die Krankheit fast unmerklich schleichend ein.
  • Symptome:
  • Hier gibt es keine akuten Syndrome mit paranoid-halluzinatorischen oder katatonen Symptomen. Langsam und kaum merkbar entwickeln sich die Grundsymptome der Schizophrenie. Die Patienten werden z.B. mehr und mehr autistisch, d.h. daß sie an Schwung und Vitalität verlieren, die beruflichen Leistungen und mitmenschlichen Beziehungen nachlassen.

  • Prognose:
  • Die Möglichkeit der therapeutischen Beeinflussung ist gering. Oft ist ein Übergang in Residualzustände zu beobachten und der Verlauf ist eher ungünstig. Die Schizophrenia simplex neigt zu chronischem Verlauf.

  • Auftreten:
  • Die Hebephrenie beginnt in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter. Damit wird der psychotische Zustand von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bezeichnet.
  • Symptome:
  • "Alberne" Stimmungen treten verstärkt auf, flache und unangemessene Gefühle kommen zum Ausdruck. Hinzu kommen Kontaktstörungen wie z.B. Rückzug, Beziehungslosigkeit oder auch Enthemmung. Weitere Symptome sind Denkstörungen, wie abschweifende, zerfahrene Gedanken und Wahn-vorstellungen.

  • Prognose:

  • Zum Teil ungünstige Prognose, neigt zu chronischem Verlauf.
      1. Ursachen / Ursachenmodelle
  • Es gibt für die Schizophrenie nicht eine einzige Ursache, sondern viele begünstigende Einzelfaktoren. Diese Einzelfaktoren erklären, jeweils für sich allein gesehen, nicht die Entstehung der Schizophrenie, wohl aber ist ein Zusammenwirken der Faktoren erkennbar. Man spricht von einem sog. Entstehungsgefüge, d.h. es besteht eine Krankheitsbereitschaft, zu der genetische Faktoren, früh erworbene hirnorganische Störungen und psychosoziale Einflüsse während der Kindheit beitragen.

    Begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Schizophrenie sind z.B.:

  • 3 – Phasen – Ursachenmodell nach Ciompi

    1. Phase Genetische Einflüsse

    Psychosoziale Einflüsse

    2. Phase

    Prämorbide Vulnerabilität

    Störung der Informationsverarbeitung

    unspezifischer Streß

    3. Phase

    Akute psychotische Dekompensation

    psychosoziale Einflüsse

    Remission

    Potentialeinbuße

    Schwerste chronische Residualzustände

     

      1. Verlauf
  • Der Beginn der Krankheit kann mit einem plötzlichen, dramatischen Einbruch der Symptomatik einhergehen oder schleichend sein. Ein akuter Krankheitsbeginn ist jedoch weit häufiger zu beobachten als ein chronischer. Nach Abklingen der Ersterkrankung ist der Verlauf der Krankheit unterschiedlich.

    Der Krankheitsverlauf ist im hohem Maße abhängig von psychosozialen Einflüssen. Bei etwa einem Drittel der Erkrankten heilt die Schizophrenie ohne Folgen aus. Bei Wiedererkrankung sind die Rezidive durch unterschiedliche Faktoren bedingt (sog. Stressoren).

    Rezidive können in unterschiedlichen Zeitabständen und mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten, man spricht dann von erneuten Episoden, es gibt aber auch kontinuierliche, gleichförmige Verläufe. Nach einzelnen schizophrenen Episoden können Veränderungen der Persönlichkeit eintreten, die Residualzustände genannt werden und unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Bei leichteren Residualzuständen kann der Betroffene durchaus anpassungs- und arbeitsfähig sein (sog. soziale Remission).

    Langzeitstudien ließen eine Tendenz zur sog. Drittelregelung erkennen, die besagt:

  • Unter einem Residualzustand versteht man die dauerhaften Folgen, d.h. Symptome, einer Erkrankung, die nach dem Abklingen der akuten Phase zurückbleiben. Residualzustände der schizophrenen Psychose können folgende Symptome aufweisen:
  • Kriterien für eine günstige Prognose:
  • Die Kriterien für eine ungünstige Prognose ergeben sich in etwa gegenteilig aus den o.g. günstigen Prognosen.
      1. Symptome, Störungen, Handlungsdefizite, Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitszüge
  • Nach Tölle (1991) sind Schizophrenien nur sicher an den Grundsymptomen, wie z.B. Denkstörungen, Autismus und Ambivalenz zu erkennen, da diese Symptome in typischer Ausprägung nicht bei anderen Psychosen vorkommen.

    Nach Dörner, Plog (1996) müssen folgende Beobachtungen möglich sein, um in einer akuten Situation davon zu sprechen, daß jemand schizophren ist:

      1.  
      2. Ich-Störung
      3. Die Person des Erkrankten wird von ihm selbst als verändert erlebt, d.h. der schizophrene Mensch fühlt sich fremd oder unwirklich und kann das Gefühl haben, seine Identität zu verlieren oder bereits verloren zu haben. Der schizophren Erkrankte empfindet sein Denken und Fühlen, seine Wünsche und Handlungen als nicht von ihm selbst gesteuert, sondern von außen beeinflußt. Eine Abgrenzung gegenüber der Umwelt wird dadurch erschwert, der Patient äußert häufig, daß seine Gedanken von anderen Menschen gelesen oder weggenommen würden. Damit ist er seiner Umwelt ausgeliefert, hat sich verloren und ist nicht mehr er selbst, manchmal ist die frühere Persönlichkeit sogar völlig verschüttet.

        Folgen:
        Durch die Entfremdung der eigenen Person und der Umwelt entsteht zumeist eine starke Verunsicherung, die bis hin zu panischer Angst mit Suizidtendenzen führen kann. Schizophren Erkrankte sind oft so mit diesen Veränderungen beschäftigt, daß sie das Interesse an der Umwelt verlieren und sich sozial und emotional zurückziehen. Langjährige Freundschaften können so zerstört werden und von sich aus nehmen die Erkrankten auch nur noch selten Kontakt zu anderen Personen auf, häufig sind sie sogar nicht mehr in der Lage, sich auf beispielsweise Gespräche oder eine bestimmte Tätigkeit zu konzentrieren. Kommunikative Fähigkeiten werden so immer weiter abgebaut.

        Beobachtungen bei Frau X:

        Bei Frau X ist eine deutliche Unsicherheit im Umgang mit Menschen und in der Bewältigung unvertrauter Handlungen und Aufgaben zu beobachten. Sie scheint oft das Interesse an ihrer Umwelt zu verlieren und sich dann in sich selbst zurückzuziehen, so reagiert sie oft nur auf Ansprache und verbrachte in ihrer Freizeit viel Zeit allein in ihrem Zimmer.

        Bei der Arbeit kann sie sich scheinbar nicht auf eine Aufgabe konzentrieren, denn obwohl sie konzentriert wirkt, unterlaufen ihr viele Fehler und sie ist offenbar mit Gedanken nicht bei der Sache. Wird sie während des IPT angesprochen, gibt sie nur kurze Antworten und wirkt nach diesen wieder abwesend oder aber unsicher, indem sie auf den Boden schaut. Nur beim Sprechen kann sie einen kurzen Blickkontakt halten.

        Des weiteren hat sie hat den Kontakt zu ihren Geschwistern seit ungefähr einem Jahr vernachlässigt.

      4. Wahrnehmungsstörungen
      5. Durch die Veränderungen der Persönlichkeit verarbeitet der Kranke die Eindrücke seiner Außenwelt emotional und intellektuell auf eine neue Art und empfindet dadurch die Umwelt als fremd. Manche Erkrankten leiden unter sensorischen Störungen, wie z.B. unter einer besonders hohen Geräuschempfindlichkeit, diese Hypersensibilität kann jedoch in allen Sinnesbereichen auftreten. Von schizophren Erkrankten werden auch Dinge als zusammen-gehörig empfunden, die eigentlich nicht zusammen passen. Häufig fällt es daher dem Erkrankten schwer, Wesentliches von vom Unwesentlichem zu trennen. Unwesentliche Aspekte erhalten eine subjektiv so starke Bedeutung, daß sie für diese Person von zentraler Bedeutung erscheinen. So meinen diese Menschen z.B., daß sie von Aspekten der Umwelt beobachtet oder bedroht werden, da diese in eine bedeutungsvolle Umgebung eingebettet werden (Wahnstimmung).

        Das Spektrum von Veränderungen der Realitätswahrnehmung reicht von wahnhaften oder mißtrauischen Überzeugungen bis hin zum manifesten und unverrückbaren Wahn. Inhaltlich handelt es sich dabei in der Regel meist um einen Beziehungswahn (Verfolgungswahn, Beeinflussungswahn, Eifersuchtswahn, etc.), aber auch andere Wahninhalte sind möglich. Diese Fehlbeurteilung der Realität, das gestörte Verhältnis zur Wirklichkeit und die verlorene natürliche Weltoffenheit lassen schizophren Erkrankte sich häufig in sich selbst zurückziehen (Autismus).

        Wahn und Halluzinationen sind äußerst eng miteinander verknüpft. Nicht nur, daß sie meist gemeinsam auftreten, die Halluzination ist in ihrer Intensität auch nur möglich, wenn sie vom Wahn aufrecht erhalten wird. Halluzinationen können auf allen Sinnesebenen stattfinden, bei der Schizophrenie jedoch ist die akustische Halluzination jedoch am häufigsten. Es dominieren dabei Stimmen, die zu dem Kranken oder über ihn reden. Ferner können Halluzinationen der Körperempfindungen auftreten, der Betroffene hat dann z.B. das Gefühl berührt zu werden, obwohl dies nicht der Fall ist. Weit seltener sind optische, Geruchs- oder Geschmacks-halluzinationen. Im allgemeinen werden Schizophrene von diesen Einflüssen sehr gequält

        Folgen:
        Die sensorischen Störungen beeinträchtigen die Konzentrationsfähigkeit der Erkrankten oder es fällt ihnen schwer abzuschalten und zu entspannen. Häufig haben schizophren Erkrankte auch Angst, nicht verstanden oder ausgelacht zu werden und gerade bei einem beginnenden Wahn fällt es ihnen daher schwer, sich jemandem anzuvertrauen, so geraten sie immer mehr in die Isolation. Eine extreme Form der Zurückgezogenheit zeigt sich im Autismus: Der Patient hat den Kontakt zur Wirklichkeit verloren, ist ganz in sich selbst versunken und lebt so in seiner eigenen Welt voller Wahnvorstellungen und Gedanken. Er wirkt von der Umwelt abgekapselt und ist oft nur noch schwer aus dieser Traumwelt zu reißen.

        Beobachtungen bei Frau X:

        Als Frau X ein Mandala ausmalte, erkannte sie Pilze und einen Regenbogen darin, obwohl derartiges nicht zu erkennen war, was darauf schließen läßt, daß sie einige Dinge z.Z. anders wahrnimmt als andere Menschen. Frau X wirkt oft mißtrauisch und verunsichert, sowie sehr zurückgezogen und kann keinen Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Häufig erscheint sie, wie oben beschrieben, oft ganz in sich versunken.

      6. Störungen der Denkabläufe
  • Ähnlich wie bei den Wahrnehmungsstörungen beschrieben, ist auch bei den Denkabläufen zu beobachten, daß der Erkrankte Wichtiges und Unwichtiges nicht auseinanderhalten kann. In leichten Fällen wirken die Gedanken unklar, sonderbar oder verschroben. Die klare, auf ein Ziel hin gerichtete Gedankenfolge wird aufgelockert, der logische Zusammenhang ist vermindert bzw. nicht mehr vorhanden: heterogene Dinge werden miteinander verknüpft, geläufige Begriffe erhalten eine andere Bedeutung, symbolhaftes gewinnt besondere Bedeutung, neue, nie gehörte Wortbildungen, sog. Neologismen, werden eingefügt. Weitere Denkstörungen können sein:
  • In schweren Fällen versteht man nicht mehr, was der Schizophrene ausdrücken will. Eine ganze Flut von Einfällen, aus denen der Kranke nicht mehr auswählen kann, kann so in einem "Wortsalat" enden.

    Folgen:
    Viele Patienten klagen über Ausdauerstörungen, schnelle Ermüdbarkeit, Denk- und Gedächtnisstörungen, sowie einen Verlust von Spannkraft und Energie. Sie sind Belastungen, die sie vor Krankheitsbeginn gut bewältigen konnten, nicht mehr gewachsen, sie sind leicht ablenkbar und es fällt ihnen schwer, bei einer Sache zu bleiben. Hinzu kommt eine Verlangsamung des Denkens und der Psychomotorik. Schizophren Erkrankte reagieren auf Überforderung bzw. Überstimulation mit Aufmerksamkeitsstörungen, dranghafter Unruhe, Aufgewültsein und Schlafstörungen. Viele Kranke empfinden diese Einbußen an Leistungsfähigkeit als sehr schmerzlich und schämen sich deren. So bricht der Betroffene z.B. ein erfolgversprechendes Studium oder eine berufliche Karriere ab. Da es schizophren Erkrankten schwer fällt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und eine klare zielgerichtete Gedankenfolge aufzubauen, sind sie oft sehr unselbständig. Automatisierte Handlungen gehen verloren, so daß der Patient jedes mal aufs neue überlegen muß, wie nun z.B. Kaffee zu kochen ist. Häufig vernachlässigen sie ihre Körperpflege und sind nicht mehr in der Lage, die alltäglichen Dinge des Lebens zu bewältigen.

    Beobachtungen bei Frau X:

    Bei Frau X kann man, wenn man mit ihr spricht, ein Abreißen der Gedanken erkennen. Es ist allgemein sehr schwer, sie zu verstehen, da sie unzusammenhängend erzählt. Frau X vernachlässigt, wie oben beschrieben, ihre Körperpflege und einfache Handlungen scheinen ihr schwer zu fallen bzw. kann sie nur nach Erklärung, bzw. Anleitung, durchführen.

      1.  
      2. Störungen der Affektivität
  • Bei schizophren Erkrankten wechseln die Gefühlsäußerungen außerordentlich schnell, ohne Zusammenhang zur Situation, daher wirken Schizophrene häufig launenhaft. Die Gefühlsäußerungen stimmen dabei nicht unbedingt mit der Realität überein. Die Schwingungsfähigkeit, die Anpassung der Gefühlsäußerung an die jeweilige Situation, ist verloren gegangen. Depressive Verstimmungen, Verlangsamung und ein Gefühl der Gefühllosigkeit treten häufig in Verbindung mit Ratlosigkeit und einem verstärkten Anlehnungsbedürfnis auf. Gerade am Anfang einer Schizophrenie steht häufig eine nicht erklärbare, unbegründbare Angst im Vordergrund. Die charakteristischste Veränderung ist die Paratymie. Dabei stimmen Ausdruck, Stimme, Gestik und Mimik nicht mit dem überein, was der Patient erlebt oder sagt. So kann ein Patient z.B. mit schallendem Gelächter von außerordentlich traurigen oder verwirrenden Erlebnissen berichten. Eine Abflachung des Affektes schleicht sich mit der Zeit ein. Der Kranke verliert zunächst sein Einfühlungsvermögen für andere, bei weiter fortschreitender Krankheit kann diese Abflachung oder Abstumpfung der Gefühle das herausragendste Merkmal werden.

    Folgen:
    Menschen mit einer schizophrenen Erkrankung scheinen nicht bindungs- bzw. gruppenfähig zu sein. Oft sind sie nicht mehr schwingungsfähig und können sich so nicht mehr in andere einfühlen, daraus ergeben sich häufig Anpassungsschwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich. Das gleichzeitige Vorhandensein sich widersprechender Gefühle führt nicht selten zur Handlungsunfähigkeit. Besonders deutlich wird dies in ihrer extremsten Form, der Katatonie, einem Zustand, in dem die gesamte Dynamik des Patienten einschließlich der Motorik vollständig blockiert ist, so daß es zu keiner Äußerung irgendeiner Art mehr kommen kann, der Erkrankte jedoch innerlich auf das äußerste angespannt ist.

    Beobachtungen zu Frau X:

    Es gab Situationen, in denen Frau X bei fast allen ihren Äußerungen lachte oder zumindest lächelte, was jedoch keineswegs immer zum Inhalt ihrer Erzählungen paßte und daher zuweilen unangebracht wirkte. Ansonsten ist bei ihr eine deutliche Handlungsunfähigkeit zu beobachten, wenn sie auf sich allein gestellt ist, und es scheint als bräuchte sie einen "Anstoß" von außen, der sie erst handlungsfähig macht.

      1. Therapiemöglichkeiten
      1.  
      2. Somatotherapie
      3. Die somatische Behandlung von Schizophrenen erfolgt hauptsächlich pharmakotherapeutisch mit Neuroleptika, denn diese beeinflussen gezielt die schizophrenen Störungen. Die Dosierung ist nicht nur von der Art des Medikamentes und vom Schweregrad der Symptomatik abhängig, sondern auch von individuellen Faktoren, die im Voraus kaum zu erkennen sind. Bei akuten und schweren schizophrenen Symptomen wählt man zunächst die Dosierung relativ hoch, um dann bald nach Eintritt des erwünschten Effektes, meist innerhalb einiger Tage, diese Dosis zu reduzieren und die minimal notwendige Dosis zu ermitteln. Bei weniger akuten Syndromen wird einschleichend dosiert und die minimal wirksame Dosis bestimmt.

        Die neuroleptische Therapie bewirkt eine weitgehende Reduzierung bzw. Aufhebung der schizophrenen Symptomatik. Der Patient wird so von seiner Angst, Spannung, Erregung, Denkstörung und Ich-Desintegration entlastet.

      4. Psychotherapie
      5. Hier finden stützende psychotherapeutische Gespräche mit einfühlendem Verständnis statt, die zur Verarbeitung gegenwärtiger Konflikte notwendig sind. Nach Abklingen der akuten Symptomatik wird der Schwerpunkt der Behandlung auf das Lernen des Umganges mit der Krankheit gelegt, sowie auf die Konsequenzen für mitmenschliche Beziehungen und Überlegungen zur Rehabilitation. Zur Psychotherapie gehören u.a. noch die Verhaltens-therapie, die psychodynamische Therapie, Familientherapie und Angehörigenarbeit.
      6. Sozialtherapie
  • Hier soll ein möglichst natürliches Behandlungsmilieu erschaffen werden, zu dem alle Verfahren gehören, bei denen Umweltfaktoren in gruppendynamischer oder lerntheoretisch erklärbarer Weise wirksam werden. Hierzu zählen spezielle therapeutische Aktivitäten, wie z.B.:
      1. Allgemeine therapeutische Grundsätze

    Allgemeines ET-Konzept für das o. g. Krankheitsbild, Konzept der Einrichtung, Berührungspunkte und Unterschiede

      1. Allgemeines ET-Konzept für das oben genannte Krankheitsbild
  • Schizophrene Patienten leiden alle an folgenden Problemen:
  • Die Basisstörungen sind:
  • Das eigene Vorgehen in der Ergotherapie sollte stets erklärt , d.h. die Therapieziele mit dem Patienten abgesprochen werden, damit auch der Patient weiß worauf er hinarbeitet. Wenn der Patient ein Ziel hat, auf das er hinarbeiten kann, werden dadurch seine Selbsthilfekräfte aktiviert.

    Weiterhin müssen klare Informationen und Anweisungen gegeben werden, insbesondere, wenn das Ziel Wiedererlangen kognitiver und sozialer Kompetenzen ist, ist kleinschrittiges Arbeiten von Bedeutung. Dies ist auch wichtig, um eine Reizüberflutung zu vermeiden, man sollte dem Patienten deshalb wenige Reize geben und ihn immer, soweit möglich in der Realität verankern. Auch klare Grenzen und Regeln sollten gesetzt und darauf geachtet werden, ob der Patient diese auch einhalten kann. Sollte dies nicht der Fall sein, muß herausgefunden werden, warum dem so ist.

    Das Nähe- und Distanzbedürfnis der Patienten sollte berücksichtigt werden. Die therapeutischen Mittel sind dabei kompetenzzentriertes, ausdruckszentriertes und inter-aktionszentriertes Arbeiten.

    Die Arbeit soll ein Erfolgserlebnis bieten, damit das Ich des Patienten gestärkt wird.

    In der akuten Phase:

    Hier sind die zwei übergeordneten Ziele einen Realitätsbezug zu schaffen und das Ich des Patienten zu stärken.

    Als Sozialform bietet sich die Einzeltherapie an, da diese dem Patient Schutz bietet und die ganze therapeutische Zuwendung und Aufmerksamkeit. Es ist wichtig, die Äußerungen und die Eigeninitiative des Patienten abzuwarten. Ebenso wichtig ist es aufgrund der Ich-Schwäche des Patienten, spontane negativ bewertende Äußerungen zu vermeiden.

    Zur Festigung des Realitätsbezuges wird mit dem Patienten im Hier und Jetzt gearbeitet und nicht in der Vergangenheit, ebenso mit Struktur gebenden Themen und nicht mit Emotionen verursachenden. Der Patient braucht dabei klare, genaue Anweisungen und er sollte "vernünftige, bzw. praktische Dinge" anfertigen. Dies ist wichtig, um den Patienten durch die Arbeit mit dem Material fester in der Realität zu verankern.

    Da der Patient durch die Ich-Störung große Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, muß er in allen Entscheidungssituationen unterstützt und bejaht werden.

    Post – akute Phase

    Hier sind die allgemeinen Ziele:

  • In der post-akuten Phase ist die Arbeit in Kleingruppen von 6 bis 8 Personen am geeignetsten.

    Als ET-Methoden werden "kleine" Arbeiten, interaktionelle Methoden (wie z.B. Projekt-arbeiten), kompetenzzenrierte Arbeiten und nur im gefestigten Zustand auch ausdrucks-zentrierte Arbeiten angeboten.

    Es sollte nicht biographisch gearbeitet werden, daß bedeutet man sollte immer im "Hier und Jetzt" mit dem Patienten bleiben.

    Als ET-Mittel bieten sich hier handwerkliche und kreative Techniken an. ADL (kochen, backen, einkaufen ...). Prophylaktisch dem Hospitalismus entgegenwirkend sollte auch auf die Bereitstellung und Wahrnehmung von Freizeitangeboten (z.B. Kino, Spazierengehen, Kegeln, Eis essen usw.) Wert gelegt werden.

    Symptomfreie post-akute Phase

    Hier ist eine Nachbehandlung wichtig, d.h. eine Betreuung in einer Tagesstätte oder Kontaktstelle.

    Allgemeine Ziele in der ET sind hierbei:

  • Als ET-Methoden können dabei alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt werden, darüber hinaus die Methodik und Mittel der Arbeitstherapie.
      1. Konzept der Einrichtung
  • Bei der psychiatrischen Station IV des Laurentius-Stifts handelt es sich um eine Akutaufnahmestation. Die Verweildauer der Patienten ist abhängig von Art und Schwere des Krankheitsbildes und reicht von Krisenintervention bis zu mehrmonatigen Aufenthalten. Die Station ist aufgeteilt in einen geschlossenen Wach- und einen offenen psychiatrischen Bereich.

    Therapien für das Krankheitsbild der schizophrenen Störung finden sich in den Bereichen:

  • Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist durch Teamsitzungen, Therapeutenkonferenzen und Fall- und Teamsupervisionen gewährleistet. Nachdem der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin Ergotherapie verordnet haben, erhält die Ergotherapeutin die schriftliche Verordnung und führt daraufhin das Erstgespräch mit dem Patienten. Ziele des Erstgespräches sind, einen vorläufigen Eindruck des Patienten zu bekommen, eine therapeutische Beziehung anzubahnen, Fragen des Patienten zu klären, Patienten über Ergotherapie zu informieren und einen Ansatzpunkt für Interessen und Motivation zu finden.

    Auf der Station IV des St. Laurentius-Stiftes gibt es im Bereich der Ergotherapie kein spezifisches, schriftlich fixiertes, Konzept für das Krankheitsbild der Schizophrenie. Jeder Patient weist eine eigene Persönlichkeitsstruktur, eine eigene Geschichte auf und zeigt unterschiedliche Symptome. Diese Faktoren werden so weit wie möglich in der Behandlung des Patienten berücksichtigt. Deutlich wird dies in der Aussage "Man muß den Patienten dort abholen, wo er steht.", daß bedeutet, daß z.B. auch sehr schwer erkrankte psychotische Patienten sollen mit Unterstützung die Möglichkeit erhalten, eigenes Handeln zu bestimmen.

    Im Bereich der Methoden lehnt sich die Ergotherapie der Klinik eng an die allgemeine Konzeption in der Arbeit mit an Schizophrenie erkrankten Patienten an, daß heißt z.B., daß in der Akutphase kompetenzzentrierte Einzeltherapie mit strukturgebenden Medien zur Anwendung kommt. Einbezogen werden zusätzlich Behandlungstechniken der sensorischen Integration. Da es sich um eine Akutstation handelt, sind die Patienten jedoch in der Regel noch zu schwach, verletzlich und "dünnhäutig", um ausdruckszentriert mit ihnen arbeiten zu können. Sie benötigen noch viel Struktur, die ihnen eher in der kopetenzzentrierten Arbeit gegeben werden kann.

    Sobald es der Krankheitszustand des Patienten zuläßt, wird er in die offene Werkgruppe aufgenommen. In ihr wird dreimal in der Woche jeweils 45 Minuten lang mit unterschiedlicher, auf jeden Patienten bezogenen Zielsetzung gearbeitet. Die Gruppen sind in der Zusammensetzung der Krankheitsbilder ihrer Patienten gemischt. Einmal in der Woche findet eine Projektgruppe statt, in der die Patienten 90 Minuten gemeinsam an einem Projekt arbeiten können, das von der Gruppe geplant und ausgeführt wird. Auch hier arbeiten Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zusammen. Ziele der Projektgruppe sind u.a. eine Verbesserung der Kontaktaufnahme, Kommunikation, die Entwicklung von Zusammenarbeit, Übernahme von Verantwortung, die Entwicklung eigener Ideen und des nötigen Selbstvertrauens, diese auch umzusetzen.

    Die Grundsätze im Umgang mit schizophrenen Patienten orientieren sich ebenfalls am Konzept für dieses Krankheitsbild und zwar bei allen eingesetzten Methoden. Damit sind gemeint: klare Anweisungen, ein überschaubarer Arbeitsplatz (äußere Struktur schafft innere Struktur) und klare Regeln und Grenzen.

      1. Berührungspunkte und Unterschiede, sowie Arbeit mit der Patientin innerhalb der Konzeptionen
  • Die Räumlichkeiten der ET sind keineswegs reizarm. Dies soll sich aber nach dem Umzug in neue Räumlichkeiten ändern, in denen es dann einen reizarmen Raum geben wird.

    Bei Frau X wurde nicht sofort Einzeltherapie durchgeführt, sondern sie hat von sich aus die Gruppentherapie gewählt. Als sich im weiteren Verlauf der Behandlung und der parallel fortgesetzten Befunderhebung herausstellte, wieviel Struktur und Zuwendung Frau X benötigt, wurde sie trotzdem in der Gruppe belassen, da eine der beiden anwesenden Therapeutinnen sich stets ausschließlich um sie kümmern konnte. Frau X scheint die Kleingruppe von 3 bis 5 Personen jedoch nicht zu belasten. Sie hat hier die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, und nimmt diese Möglichkeit auch in Anspruch, z.B. indem sie an einem Einzeltisch mit dem Rücken zur Gruppe arbeitet, gleichzeitig ist sie aber unter Menschen und kann diese beobachten. Es macht nicht den Eindruck als ließe sie sich von den anderen Gruppenmitgliedern ablenken. So kam es z.B. vor, daß sie sich an einem anderen Patienten orientierte, wie er sein Werkstück bearbeitete, um es ihm anschließend gleichzutun, da auch sie gerade diese Technik durchführte.

    Ansonsten lehnt sich das Konzept der Ergotherapie auf Station IV sehr an das allgemeine ET-Konzept an und entspricht diesem in fast allen anderen Punkten.

      1. Befunderhebung und Zustandsbild
  • Die Befunderhebung reicht bis zum 12.05.1999
  • Grad der Selbständigkeit aus funktionell-motorischer Sicht
    – Körperlicher Befund

      1. Handlungsdysfunktionen aufgrund rein körperlicher Einschränkungen
      2. Die Patientin hat keine Einschränkungen aufgrund rein körperlicher Erkrankungen.
      3. Einschränkungen, Veränderungen in der Psychomotorik
      4. Die Patientin erscheint in der Regel aus eigenem Antrieb zu den Therapieeinheiten. Sie spricht nur nach Aufforderung, wirkt stuporös, stark verlangsamt, gehemmt und entscheidungs-schwach. So betritt sie z.B. den Therapieraum, bleibt dann stehen und wartet darauf, daß sie angesprochen wird. Die Patientin ist durch die neuroleptische Medikation stark beeinflußt, wirkt sehr starr und bewegungslos.
      5. Äußeres Erscheinungsbild
      6. Die Patientin ist ca. 1,60 m groß und hat einen adipösen Körperbau. Sie trägt stets die gleiche Kleidung und muß vom Pflegepersonal daran erinnert werden, sich zu duschen und benötigt auch dabei oft Hilfe. Sie hat eine grau-blasse Gesichtsfarbe und ihr Gesichtsschnitt ist eher rund. Die unfrisierten, kurzen krausen Haare sind schwarz gefärbt.
      7. Ausdrucksverhalten
  • Die Mimik der Patientin ist meist völlig verschlossen und starr. Sie ändert sich meist, wenn die Patientin angesprochen wird, dann kommt es vor, daß sie lächelt und die Mimik allgemein etwas offener wirkt.

    Der Gesichtsausdruck verändert sich auch nur bei Ansprache und wirkt dann entweder mißtrauisch, ängstlich oder überschwenglich heiter.

    Die Patientin gebraucht nur wenig Gestik, diese ist dann eher schwach ausgeprägt und wirkt auch manchmal hilflos, sie ist aber dennoch das gesprochene Wort unterstützend.

    Die Stimme ist oft leise und undeutlich und es fällt auf, daß sie, wenn sie vor einer Gruppe (z.B. der IPT-Gruppe) sprechen muß, sich zuvor räuspert. Die Patientin spricht mit einem schlesisch-bayrischen Dialekt und meist nur auf Ansprache und auch dann oft nur das nötigste.

    Ihre Körperhaltung wirkt steif und angespannt, das Gangbild kleinschrittig, hölzern und ebenfalls steif. Die Patientin verharrt oft in ihren Bewegungen, so kommt es vor das sie lange in einer eingenommenen Position verharrt, selbst dann wenn diese für Außenstehende sehr unbequem erscheint (Katatonie). Bei handwerklichen Arbeiten sind die Bewegungen langsam und steif. Darüber hinaus wirken sie eher unsicher und eng. In der Ergotherapiegruppe sucht die Patientin sich immer einen Platz aus, der abseits der Gruppe liegt, meist auch noch mit dem Rücken zur Gruppe.

    Da die Patientin nur auf Ansprache reagiert und ansonsten sehr bewegungsarm ist, ist sie kaum in der Lage, ihre innerliche Befindlichkeit körpersprachlich auszudrücken. Bei Ansprache wirkt sie oft unsicher, was sich an ihrer Mimik und Gestik gut ablesen läßt. Seit kurzer Zeit kommt es vor, daß sie lächelt und sich offensichtlich freut, wenn sie zum Beispiel gegrüßt wird.

  • Psychischer Befund

      1. Sozioemotionaler Bereich
      1. Kontaktfähigkeit
      2. Die Patientin nimmt von sich aus keinen verbalen Kontakt zu Mitpatienten oder Therapeuten auf. Betritt sie den ergotherapeutischen Bereich, bleibt sie im Raum stehen und wartet, bis sie angesprochen wird. Es kommt gelegentlich vor, daß sie durch Blicke zum Therapeuten Kontakt aufnimmt, z.B. indem Sie mich fragend anblickt. Einmal kam es vor, daß sie mich nach Ende der Therapieeinheit auf ein weiteres, neues Therapieangebot für sie ansprach.
      3. Durchsetzungsvermögen
      4. Das Durchsetzungsvermögen ist bei der Patientin zu gering, d.h. sie äußert keine Wünsche oder Vorlieben, die sie durchsetzen könnte.
      5. Selbständigkeit
      6. Die Patientin wird nur nach Ansprache bzw. nach Aufforderung aktiv. Sie hat Schwierigkeiten, eine Aufgabe selbständig durchzuführen und braucht viel Hilfe bei der Arbeit. Am Anfang einer Therapieeinheit ist es nötig, ihr jeden Arbeitsschritt noch einmal zu erklären, dann kann sie ihn nach kurzer Zeit selbständig durchführen, solange bis ein neuer Arbeitsschritt erfolgt, bei dem sie wieder Hilfe benötigt.
      7. Sozialverhalten
      8. Die Patientin ist sozial isoliert, da sie von sich aus keinen Kontakt zu anderen Menschen aufnimmt. Sie hält Therapievereinbarungen meist ein. Im IPT kann sie die Regeln bzw. die Reihenfolge einer Übungsrunde einhalten.
      9. Verhalten zu Therapeuten
      10. Die Patientin verhält sich im allgemeinen den Therapeuten gegenüber verschlossen und unsicher. Sie nimmt oft mit Blicken Kontakt zum Therapeuten auf, kann jedoch Fragen auch bezüglich der Arbeit von sich aus nicht stellen, um sich z.B. Hilfe zu holen. Als sie einmal wissen wollte, was der nächste Arbeitsschritt sei und ich nicht sofort reagiert habe, schob sie ihr Arbeitsstück immer näher an mich heran, so daß ich es irgendwann bemerken mußte und sie von mir aus ansprach. Bei Aufgabenstellungen läßt die Patientin zunächst Ängstlichkeit erkennen, wird jedoch im weiteren Verlauf zunehmend ruhiger und sicherer, wenn ihr dabei Hilfe zusichert wird. Hier gab sie auf Nachfragen an, das die Arbeit mit dem Therapeuten zusammen leicht fallen würde. Die Patientin läßt sich auf ein Gespräch mit dem Therapeuten nur insoweit ein, daß sie Fragen kurz und knapp beantwortet.
      11. Verhalten zu Mitpatienten
  • Die Patientin nimmt freiwillig eine Position abseits der Gruppe ein, ist nicht in eine Gruppe integriert. Sie führt keine Gespräche mit Mitpatienten innerhalb der Therapieeinheiten und auch außerhalb der Einheiten kann man sie nicht im Gespräch mit jemandem beobachten. Ich konnte feststellen, daß sie viel Zeit allein in ihrem Zimmer verbrachte und auch dort fast nichts unternahm. Seit einigen Tagen hält sie sich vermehrt vorne im Bereich der Raucherecke auf, sitzt hier aber allein und sehr abseits der Mitpatienten. Es scheint, als suche sie seit kurzem den Kontakt zu Menschen, sei aber noch nicht in der Lage, diesen dann auch einzugehen.
      1. Affektiver Bereich
      1. Selbstvertrauen
      2. Die Patientin wirkt vor allem in ihr unbekannten Situationen unsicher, führt jedoch alle ihr aufgetragenen Arbeiten aus. Die Patientin fühlt sich sicherer, wenn sie zusammen mit einem Therapeuten eine Arbeit durchführen kann oder sie eine ihr bekannte Arbeit macht.
      3. Stimmung
      4. Die Patientin wirkt meistens teilnahmslos oder aber ängstlich bzw. mißtrauisch. Wird sie angesprochen, scheint es sie zu freuen, da sich dann ihr Gesichtsausdruck, dies war vor allem in den letzten Tagen zu beobachten, aufhellt und sie lächelt.
      5. Ängste
      6. Die Patientin scheint psychotische Ängste zu haben. So äußerte sie z.B., daß sie auf bestimmte Fragen nicht antworten dürfe. Auch scheint sie zur Zeit noch (aus Angst) den Kontakt zu Menschen zu meiden.
      7. Affektstabilität
      8. Die Patientin ist affektiv sehr verflacht. Wird in einer Gruppe zum Beispiel gescherzt und gelacht, zeigt sie keine Regung. Einmal konnte ich jedoch beobachten, wie sie vor kurzem enttäuscht war als sie dachte, daß ein Mitpatient sie angesprochen hätte und sie ihn anlächelte und erwartungsvoll ansah, um dann festzustellen, daß er sie nicht gemeint hatte, sondern ihre Sitznachbarin. Es schien ihr peinlich zu sein, da sie sich räusperte und verlegen ihren Rock zurecht zupfte.
      9. Frustrationstoleranz
      10. Die Frustrationstoleranz der Patientin ist nicht zu beobachten, da sie auf Fehler ihrer Arbeit nicht reagiert, selbst wenn diese offensichtlich sind und die Fertigstellung des Werkstücks verhindern würden. Wird sie darauf aufmerksam gemacht, nimmt sie dies scheinbar unbeteiligt und ohne jegliche äußere Regung hin. Sie arbeitet stets weiter, auch wenn ihr Werkstück viele Fehler aufweist. Seit einiger Zeit kann sie diese jedoch selbständig verbessern und tut dies auch, sofern sie ihr auffallen.
      11. Aggressionsverhalten
  • Im Gegensatz zur Aufnahmesituation scheint die Patientin eine Aggressionshemmung zu besitzen. In der Ergotherapie konnte ich bei ihr bisher keinerlei aggressives Verhalten beobachten. Eher nimmt sie alles, was man ihr bietet, widerstandslos hin.
  • Kognitiver und perzeptiver Befund

      1. Perzeption
      2. Die Patientin erscheint oft wie abwesend zu sein, so als stünde sie neben sich. Es kommt vor, daß sie leicht erschrocken wirkt wenn man sie anspricht. Auch scheint es, als müsse sie sich dann sehr konzentrieren, um den Ausführungen folgen zu können.
      3. Auffassung
      4. Die Auffassungsgabe der Patientin ist bei kurzen Erklärungen und Anweisungen verhältnismäßig gut. Sie kann eine Arbeit nach einer erfolgten Anweisung durchführen.
      5. Konzentration und Aufmerksamkeit
      6. Die Patientin kann sich nicht so lange konzentrieren, um eine etwas komplexere Arbeit planvoll durchzuführen. Sind die Arbeitsschritte klar definiert, fällt es ihr immer noch schwer, sich darauf zu konzentrieren, so wirkte sie oft zerstreut und unaufmerksam und machte selbst bei einfachen Flechtarbeiten viele Fehler. Dies hat sich in den letzten Tagen verbessert und sie kann sich nun so lange konzentrieren, daß sie viele Fehler erkennt und selbständig verbessern kann. Sie konnte einmal im IPT benennen, daß es ihr keine Schwierigkeiten bereite, z.B. etwas nachzusprechen oder einen Satz aus vorgegebenen Wörtern zu bilden, solange sie sich dabei nichts lange merken müsse.
      7. Denken
      8. In Gesprächen wirkt die Patientin gelegentlich sprunghaft in ihren Gedanken. Das Abreißen einmal begonnener Gedanken, bevor sie beendet wurden, kommt vor.
      9. Gedächtnis
  • Die Patientin kann sich gut innerhalb der Station und dem Ergotherapieraum orientieren und sie konnte sich im IPT bei einer Gedächtnisübung an einen gesuchten Gegenstand erinnern. Die Patientin weiß außerdem zu Anfang einer Therapieeinheit, wo sie tags zuvor ihr Werkstück abgelegt hat. Die Patientin konnte sich weiterhin merken, daß sie z.B. erst in der folgenden Woche zu einer Einheit kommen soll, die bereits in ihrem Plan eingezeichnet war. Bereits bekannte Arbeitshandlungen muß man ihr allerdings zu Anfang einer Therapieeinheit noch einmal zeigen, bis sie dann nach kurzer Zeit wieder allein zurecht kommt.
  • Befundauswertung

  • Herausgearbeitete Befundergebnisse, die für die Handlungsfähigkeit des Patienten, seine Fähigkeit selbstbestimmt zu leben und möglicherweise auch für den Fortbestand seiner Erkrankung von besonderer Bedeutung sind.

    Am auffälligsten bei Frau X ist ihre Schwierigkeit der Kontaktaufnahme, die im körperlichen und sozioemotionalen Befund behandelt wird. Weiterhin sind von Bedeutung:

  • Für die Handlungsfähigkeit sind besonders die erwähnte Schwäche der Entscheidungsfindung und der Selbständigkeit, für die man wiederum Konzentration und planvolles Arbeiten benötigt, wichtig. Die Bewegungsarmut, welche wohl auch auf die neuroleptische Medikation zurückzuführen ist, kommt bei körperlichen Aktivitäten zum Tragen.

    Für die Fähigkeit, selbstbestimmt zu leben, spielen vor allem die Kontaktfähigkeit und die Unsicherheit in fremden Situationen eine Rolle, doch außerdem müssen hier noch die Entscheidungsfindung und das planvolle Arbeiten erwähnt werden. Ohne diese Fähigkeiten ist ein selbstbestimmtes Leben nicht möglich, so daß gerade bei den eben beschriebenen Punkten eine Förderung erfolgen muß.

    Für den Fortbestand der Erkrankung von Bedeutung sind vor allem die soziale Isolation durch die Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme und die affektive Verflachung zu nennen.

    Die Merkmale, die ich bei Frau X befundet habe, stellen zum großen Teil die Merkmale der Schizophrenie dar, so daß man zur Zeit nicht viele Anteile ihrer Persönlichkeit erkennt, möglicherweise auch deshalb, da sie zur Zeit so sehr eingebunden ist durch die Medikation.

    Für die Arbeit mit Frau X ist es zur Zeit besonders wichtig, daß man sehr kleinschrittig vorgeht, so sollte mit ihr zunächst noch Ich-stärkend und realitätsbezogen gearbeitet werden, in der Ergotherapie noch kompetenzzentriert.

      1. Ergotherapeutischer Behandlungsplan

    Chronologischer Therapieverlauf

  • Beschreibung von drei Therapieeinheiten einschließlich der Darstellung therapeutischer Überlegungen und Interventionen
      1. Therapieeinheit
      2. Datum: 6.5.1999

        Dauer: 30 Minuten

        Therapeutische Überlegungen und Interventionen:

        In den Therapieeinheiten zuvor stellte sich heraus, daß die Patientin noch viel Unterstützung und eine hoch strukturierte Arbeit benötigt, da sie ansonsten unsicher und überfordert wirkte. Ich habe für diese und die nächsten Therapieeinheiten als Technik das Stabweben gewählt. Da die Patientin nicht in der Lage ist, Wünsche oder Vorlieben zu äußern, habe ich hier die Entscheidung für eine Technik übernommen. Der Vorteil des Stabwebens ist, daß es eine Technik ist, die sich über mehrere Therapieeinheiten erstreckt, was der Patientin durch diese Kontinuität Sicherheit geben soll. Weiterhin soll sie Sicherheit dadurch bekommen, daß es sich um eine leichte, kompetenzzentrierte Arbeit handelt, die leicht zu erlernen ist und die eine hohe Struktur bietet, dadurch sollen Streß und Leistungsdruck vermieden werden. Das Ich soll dadurch gestärkt werden, daß diese Technik Erfolgserlebnisse bietet, auch dann, wenn das Werkstück noch nicht fertiggestellt ist. Die Arbeit läßt sich gut und übersichtlich in kleinere Arbeitsschritte einteilen. es handelt sich um eine begrenzende Technik, die kaum Raum für Phantasien läßt und so Wahnentwicklungen entgegenwirkt. Bei Erklärungen werde ich nur kurz und eindeutig erklären und den Arbeitsschritt dabei demonstrieren und, wenn möglich, auch noch mit der Patientin gemeinsam durchführen, um ihr auch hier noch einmal Sicherheit zu bieten.

        Handlungsprotokoll

        Die Patientin mußte zu dieser Therapieeinheit von mir abgeholt werden. Sie saß in ihrem Zimmer, stand sofort auf und nahm ihren Therapieplan, als ich dasselbe betrat. Als wir im Ergotherapieraum ankamen, blieb sie mitten darin stehen. Sie nahm Blickkontakt zu mir auf und wollte offensichtlich wissen, was sie jetzt tun sollte. Ich zeigte ihr eine kleine Decke, die mit der Technik des Stabwebens erstellt worden war, und erklärte ihr, daß ich dies mit ihr machen wollte und auch kurz warum ich gerade diese Technik für geeignet hielt. An diesem Punkt schien Frau X noch sehr verunsichert. Erst als ich ihr den ersten Arbeitsschritt erklärte und daß wir diesen zusammen durchführen würden, erschien sie mir ruhiger.

        Ich sagte ihr, sie solle sich schon mal an den Tisch, den ich ihr zeigte, setzen. Sie setzte sich mit dem Rücken zur übrigen Gruppe und wartete, bis ich die Materialien, die wir für den ersten Schritt benötigten, geholt hatte. Ich erklärte ihr zunächst, daß die Kettfäden eine bestimmte Länge haben müßten. Zusammen schnitten wir diese zu, indem ich einen Gliedermaßstab auf den Tisch legte, an dem entlang wir die Fäden legten, welche Frau X dann mit einer Schere abschnitt. Bei diesem Arbeitsschritt machte Frau X einen ruhigen und konzentrierten Eindruck.

        Während wir noch bei diesem Arbeitsschritt waren kam ein Pfleger in den Ergotherapieraum und erklärte Frau X , daß sie die Sachen von Frau X in ein anderes Zimmer gebracht hätten und erklärte ihr, wo sich ihr neues Zimmer befinden würde. Frau X gab an, daß sie wüßte wo es sich befinden würde. Nach dieser Unterbrechung schnitten wir die restlichen Fäden zu. Danach erklärte ich Frau X, daß sie jetzt eine Pause machen solle, da nun ein neuer Arbeitsschritt erfolgen würde. Um ihr auch räumlich von eine Pause von mir zu ermöglichen, da wir zuvor sehr eng miteinander gearbeitet hatten, entfernte ich mich von ihr und half einem anderen Patienten. Nach einigen Minuten setzten wir die Arbeit fort.

        Ich erklärte Frau X wie man die Fäden durch die Stäbe ziehen muß und daß man sie anschließend in die Holzleiste stecken müßte. Diese Arbeit erledigten wir wieder zusammen, wobei mir auffiel, daß sich Frau X bei ihren ersten Stäben stark bei mir orientierte, um zu sehen, wie sie es machen mußte. Als dieser Schritt beendet war, sagte ich Frau X ,daß wir für heute mit der Arbeit aufhören und den nächsten, neuen Arbeitsschritt beim nächsten mal beginnen würden.

        Ich erkundigte mich noch, wie leicht oder schwer ihr die Arbeit an diesem Tag gefallen wäre und sie sagte, daß das Einfädeln der Fäden in die Stäbe besonders einfach gewesen wäre und sie an das Nähen und dabei das Einfädeln eines Fadens erinnert hätte. Auf die Frage, ob sie heute noch Handarbeiten würde, sagte sie, daß sie das heute nicht mehr machte. Ich brachte Frau X zu ihrem neuen Zimmer. Sie war verunsichert und wußte nicht wirklich, wo es sich nun befand. In ihrem neuen Zimmer fragte sie sichtlich irritiert, wo sie denn jetzt ihre Sachen einräumen könne. Ich schaute in den Schrank und zeigte ihr, daß dieser noch frei sei und sie ihre Sachen dort hinein räumen solle. Etwas ruhiger fing sie an ihre Tasche auszupacken und ich verabschiedete mich von ihr.

        Reflexion

        Zu Beginn hatte ich den Eindruck, daß meine Erklärungen Frau X verunsichern würden. Erst nachdem die Anweisung ganz klar war: "Wir machen jetzt zusammen diesen Arbeitsschritt", machte sie einen ruhigeren Eindruck. Dies habe ich dann bei meinem weiteren Vorgehen beibehalten. Was mir schwer fiel, war, Frau X auch bei der Pausenregelung zu helfen, da aus Therapieeinheiten zuvor klar war, daß sie von sich aus keine Pause machen würde. Auch bei für sie anstrengenden Tätigkeiten fällte ich für sie die Entscheidung, wann sie eine Pause einlegen sollte. Ich beendete die Therapieeinheit früher, da ich den Eindruck hatte, daß Frau X durch den Umzug innerhalb des Hauses etwas beunruhigt war. So hielt ich es für ratsam, die Einheit bereits nach diesem Arbeitsschritt zu beenden und sie zu ihrem neuen Zimmer zu begleiten.

      3. Therapieeinheit
      4. Datum: 10.5. 1999

        Dauer: 45 Minuten

        Therapeutische Überlegungen und Interventionen

        Mein erstes Ziel in dieser Einheit war, daß die Patientin Kontakt zu mir aufnehmen sollte. Sie sollte eine Entscheidung treffen bezüglich der Farbe der Wolle und sie sollte planvoll und konzentriert arbeiten. Durch Lob und Anerkennung sollte ihr Ich gestärkt werden.

        Handlungsprotokoll

        Die Patientin erschien diesmal selbständig zur Therapieeinheit. Da ich gerade noch mit einem anderen Patienten beschäftigt war, grüßte ich sie, konnte mich ihr aber nicht direkt zuwenden. Sie setzte sich auf den Sitzplatz der vorherigen Therapieeinheit und blieb dort sitzen, ohne sich zu bewegen. Ich holte ihr die Materialien, die sie für ihre Arbeit brauchte und erklärte ihr das weitere Vorgehen. Ich befestigte den Webrahmen am Tisch, stellte den Korb mit den verschiedenfarbigen Wollknäueln auf den Tisch und bat Frau X eine Farbe auszuwählen. Sie wählte schnell die rote Farbe.

        Anschließend zeigte ich ihr, wie man webt, indem ich einige Reihen vormachte und dies auch kommentierte. Danach sollte dann Frau X weben. Sie begann und machte am Anfang noch einige Fehler, die ich verbesserte. Die Schuld nahm ich dabei auf mich mit der Begründung, daß ich sie aus der Konzentration gebracht hätte mit meinen Fragen. Frau X hatte ihre Haare frisch gefärbt und trug ein Langzeit-EKG. Später erkannte Frau X selber ihre Fehler und konnte diese selbständig verbessern. Ich blieb die meiste Zeit über bei Frau X und entfernte mich nur selten und kurz, um ihr auch von mir eine "Verschnaufpausen" zu ermöglichen. Zwischenzeitlich lobte ich sie, daß sie das sehr gut machen würde und daß sie einen guten Rythmus gefunden hätte.

        Nach ca. 15 Minuten bat ich Frau X, eine Pause einzulegen, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht hätte und entfernt mich wieder von ihr und konnte beobachten, daß Frau X weiter arbeitete. Ich setzte mich wieder zu ihr und sagte ihr, daß sie sich ruhig Zeit lassen könne mit der Arbeit und doch mal eine Pause einlegen sollte. Als nächstes würde danach ein neuer Arbeitsschritt erfolgen, den ich zusammen mit ihr durchführen würde.

        Sie machte eine Pause bis ich ihr den nächsten Schritt erklärte und ihr demonstrierte und schließlich auch mit ihr zusammen durchführte. Bei dem Arbeitsschritt ging es darum, die Kettfäden mit den Stäben durch den bereits gewebten Teil zu ziehen und wieder in die Holzleiste zu stecken. Bei diesem Schritt schaute Frau X immer wieder bei mir, wie sie es machen mußte.

        Am Ende der Einheit bat ich Frau X, mir beim Aufräumen und Abbauen zu helfen, was sie auch tat. Am Ende der Einheit fragte ich Frau X, wie denn die Arbeit an diesem Tag für sie gewesen sei und sie antwortete, daß es ihr leicht gefallen sei. Danach fragte sie, ob ihr Plan bereits abgezeichnet sei und wo denn die Projektgruppe stattfinden würde. Ich beantwortet ihre Fragen und verabschiedete mich von ihr.

        Reflexion

        Mir fiel es schwer, bei Frau X sitzen zu bleiben, da ich den Eindruck hatte, daß sie relativ gut allein zurechtkam mit der Arbeit und daß sie sich bei dabei konzentrieren müßte, daß es evtl. gerade meine Anwesenheit war, die ihr diese Sicherheit bot, ist mir erst im Gespräch mit meiner Praktikumsanleiterin aufgefallen. Meine Anweisungen bezüglich der Pause waren nicht eindeutig genug. So sagte ich Frau X erst, sie solle eine Pause einlegen, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht hatte, da dann ein neuer Arbeitsschritt folgen würde. Später bat ich sie konkret, in diesem Augenblick eine Pause einzulegen, dem sie nicht folgte, da sie die zuvor erwähnte Höhe ihrer Meinung nach noch nicht erreicht hatte. Frau X nahm von sich aus am Ende der Einheit Kontakt zu mir auf, indem sie mich nach ihrem Therapieplan fragte. Ich war darüber freudig überrascht.

      5. Therapieeinheit
  • Datum: 11.5.1999

    Dauer: 40 Minuten

  • Therapeutische Überlegungen und Interventionen

    Ich wollte Frau X die Wahl überlassen, welches Muster die kleine Decke haben sollte. Ich habe diesen späten Zeitpunkt gewählt, damit sie nicht überfordert würde, denn so kannte sie jetzt die Technik bereits aus der letzten Einheit und mußte sich "nur" für ein Motiv entscheiden. Dies sollte deshalb so sein, damit Frau X sich mit ihrem Stück etwas besser identifizieren können sollte. Außerdem dachte ich, da sie am Vortag so spontan die Farbe für das Deckchen ausgewählt hatte, das man an diesem Tag einen Schritt weiter gehen könne und es ihr evtl. gelingen würde, sich für ein Muster oder Motiv zu entscheiden. Hierfür wollte ich ihr drei Möglichkeiten aufzeichnen und sie sollte sich für eines davon entscheiden. Es war wieder mein Ziel, daß sie Kontakt zu mit aufnimmt, Selbständigkeit sollte gefördert werden, indem ich ihr zeigte wo Materialien stehen, damit sie sich möglicherweise selber damit versorgen könnte.

    Handlungsprotokoll

    Die Patientin kam wieder selbständig zur Therapieeinheit. Da ich nicht sofort Zeit Für die Patientin hatte, nahm sie selbständig ihr Werkstück aus dem Regal und setzte sich mit ihm an einen Tisch. Diesmal an einen anderen, als in den Therapieeinheiten zuvor, wieder aber an einen Einzeltisch mit dem Rücken zur restlichen Gruppe.

    Ich ging zur Patientin und erklärte ihr, daß ich ihr gern, bevor sie mit dem Weben fortfuhr, zeigen wollte was es für Möglichkeiten gibt, Muster in die Decke zu weben. Hierfür malte ich ihr drei Versionen auf und erklärte diese kurz und auch, daß ich ihr bei allen drei Variationen helfen würde. Da Frau X unruhig wurde und statt einer Antwort anfing zu weben, schlug ich eine der drei Variationen vor. Frau X war einverstanden und stellte fest, daß das wohl auch die Einfachste sei.

    Ich schlug ihr weiterhin vor, daß sie doch nun die Farbe wechseln solle, da sie schon ein gutes Stück mit roter Wolle gewebt hätte. Sie entschied sich für das Weben mit grüner Wolle. Wir befestigten nun gemeinsam den Rahmen am Tisch und ich zeigte ihr dann, wie man einen neuen Faden einlegt und webte das erste Stück mit dem neuen Faden weiter. Zu Beginn machte sie einige Fehler, die ich ihr verbesserte, kurz darauf war sie wieder in der Lage, diese selber zu erkennen und zu korrigieren. Sie hatte bereits ein Stück gewebt, als sie zur Visite gerufen wurde.

    Als sie anschließend wieder herein kam setzte sie sich direkt wieder an ihre Arbeit. Ich setzte mich wieder zu ihr. In der Zeit, in der ich bei Frau X saß und sie keine Probleme hatte, beschäftigte ich mich mit dem Ausmalen eines Mandalas, um Frau X das Gefühl zu geben, daß ich auch sie nicht die ganze Zeit über beobachten und kontrollieren würde.

    Nach einiger Zeit machte ich sie darauf aufmerksam, daß wir jetzt wieder die Stäbe nachsetzen müßten. Sie schaute mich an, als wüßte sie nicht, was ich meinte, so daß ich mit diesem Arbeitsschritt begann. Erst als sie sah, was ich meinte, begann sie von der anderen Seite, dabei zu helfen, die Stäbe nachzusetzen, wobei sie wieder bei mir abschaute, wie sie vorzugehen hatte.

    Frau X webte noch ein Stück weiter, bevor wir dann gemeinsam die Materialien wegräumten, d.h. ich bat Frau X, den Wollkorb zurück ins Regal zu stellen und zeigte ihr, wo die Schraubzwingen, mit denen der Rahmen am Tisch befestigt war, hinkamen. Noch während ich die restlichen Materialien wegräumte, verließ Frau X den Raum, so daß ich nicht mit ihr reflektieren konnte, wie sie die Arbeit dieses Tages empfunden hatte.

    Reflexion

    Die Auswahl eines Musters war für Frau X eine Überforderung, so daß ich, als ich das bemerkte, da sie sehr unruhig wurde, schnell die Entscheidung für sie übernommen habe und ihr lediglich wieder die Wahl der Farbe überließ. Dies hat mir noch einmal gezeigt, daß Frau X noch Zeit braucht, um größere Entscheidungen treffen zu können. Kontakt hat sie von sich aus nicht zu mir aufgenommen, auch nicht zu Beginn der Einheit. Sie hat aber selbständig ihr Werkstück aus dem Regal genommen. Am Ende der Einheit hätte ich mir vor dem Aufräumen des Arbeitsplatzes die Zeit nehmen müssen, um mir ihr kurz über die Einheit zu reflektieren. Das Ende der Einheit war nicht klar genug definiert, so daß Frau X nicht wußte, daß ich noch mit ihr sprechen wollte.

  • Zielsetzungen

  • Das Rehabilitationsziel:
  • Entlassung in eigene Wohnung mit Besuch in einer Tagesklinik
  • Nach der Entlassung aus der Klinik soll die Patientin wieder in die eigene Wohnung entlassen werden und dort selbständig leben können. Außerdem ist der Besuch in einer Tagesklinik geplant.

    Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt Frau X vor allem eine Verbesserung der drei Bereiche Förderung kognitiver Fähigkeiten, hier speziell Konzentration und planvolles Arbeiten (z.B. um ihren Haushalt führen zu können), Förderung der Selbständigkeit, hier speziell das Treffen von Entscheidungen (zu jeder Zeit müssen im Leben größere und kleinere Entscheidungen getroffen werden, z.B. beim Einkaufen) und Förderung sozioemotionaler Fähigkeiten, hier speziell die Kontaktaufnahme (wenn man selbständig Leben will, muß man Kontakt zu Menschen aufnehmen können, z.B. wiederum beim Einkaufen).

      1. Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
      1. Förderung der Kontakt und Kommunikationsfähigkeit
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Methoden und Maßnahmen:
      1. Entwicklung von Grundarbeitsfähigkeiten, speziell Konzentration und planvolles Arbeiten
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  • Konkret:
  • Maßnahmen und Methoden:
  •  

     

    Zielsetzung für die Sichtstunde

  • Sozioemotionaler Bereich: Kontaktaufnahme zu mir und den Mitpatienten ermöglichen

    Frau X einen Platz am Tisch in der Mitte des Raumes anbieten, an dem voraussichtlich noch andere Patienten arbeiten werden. Diese Idee kam mir, da Frau X seit kurzem vermehrt den Kontakt zu Mitpatienten sucht, aber diesen noch nicht eingehen kann. Durch die räumliche Annäherung, soll ihr der Kontakt langsam leichter fallen, von hier aus ist es leichter Frau X in ein Gespräch mit einzubeziehen.

    Die Kontaktaufnahme ist ein wichtiger Punkt für Frau X, bei dem man aber darauf achten muß, immer ein gutes Gleichgewicht zu halten und auf die Bedürfnisse der Patientin einzugehen, d.h. merkt man, daß der Patientin der Kontakt zu eng wird, ihr eine Pause gönnen und sie auch ruhig einmal allein lassen mit ihrer Arbeit, wenn sie gerade gut zurecht kommt und keine Hilfe benötigt.

    Kognitiver Bereich: Planvolles Arbeiten

    Frau X soll mit mir zusammen den Arbeitsplatz einrichten, indem sie ein oder höchstens zwei Dinge, die für die Arbeit benötigt werden, holen soll. Dies soll etwas sein, von dem sie weiß, wo es sich befindet. Nach der Arbeit soll sie mir beim Aufräumen helfen.

    Körperlicher Bereich / Bereich der Psychomotorik: Entscheidungen treffen

    Ich werde Frau X die Möglichkeit der Entscheidung bieten, werde ihr allerdings nur zwei oder drei Möglichkeiten zur Verfügung stellen, da sie bei der letzten Entscheidung, die sie treffen sollte, noch solche großen Schwierigkeiten hatte. Es wird sich um die Entscheidung handeln, welche Knotenform am Ende der Arbeit gewählt wird und wie lang das Werkstück werden soll. Hier werde ich ihr jeweils zwei Möglichkeiten anbieten.

  • Anmerkung: Es ist schwer, jetzt eine exakte Zielsetzung für die Sichtstunde zu formulieren, da ich Frau X zuletzt am 11.05.1999 gesehen habe, da die Feiertage zwischen den Einheiten lagen. Da bei Frau X gerade die Medikamente umgestellt werden sollen und sie sich in den letzten zwei Tagen, an denen ich sie gesehen habe, merklich verändert hat, d.h. sie hat den Kontakt zu anderen Menschen gesucht, indem sie sich in den vorderen Bereich begeben hat, ist beweglicher und aktiver geworden. Da sie z.B. nun in der Nähe der anderen Patienten sitzt, anstatt in ihrem Zimmer, fällt es mir schwer, abzuschätzen, wie es ihr in den nächsten Einheiten gehen wird.
  • Geplanter Therapieverlauf für die Sichtstunde

  • Da ich Frau X zuletzt, wie bereits oben beschrieben, vor einigen Tagen gesehen habe und deshalb schwer einschätzen kann, wie es ihr nach den Feiertagen gehen wird, und außerdem noch zwei Einheiten vor der Sichtstunde liegen, über die ich aus den selben Gründen nicht genau sagen kann, wie weit Frau X wirklich mit ihrem Werkstück kommen wird, fällt mir eine genaue Planung der Sichtstunde schwer. Ich habe die Planung jetzt so vorgenommen, als wäre der Zustand von Frau X unverändert, seit ich sie das letzte mal gesehen habe, und als würde sie in den nächsten Einheiten ungefähr in dem Tempo weiterarbeiten, wie sie es bis dahin getan hat.

    Darstellung von Methodik und Didaktik zur Erreichung der o. g. Zielsetzung für die Sichtstunde:

  • Bei der in der Sichtstunde durchgeführten Arbeit, dem Stabweben, handelt es sich um das Beenden einer bis dahin durchgeführten Arbeit. Diese Arbeit habe ich gewählt, da es eine kompetenzzentrierte Arbeit ist, die leicht zu erlernen ist und darüber hinaus eine hohe Struktur bietet. Durch diese Technik soll kein Streß oder Leistungsdruck entstehen. Das Ich soll dadurch gestärkt werden, daß die Technik Erfolgserlebnisse bietet, auch dann, wenn das Werkstück noch nicht fertiggestellt ist. Die Arbeit läßt sich gut und übersichtlich in kleinere Arbeitsschritte einteilen. Es handelt sich um eine begrenzende Technik, die kaum Raum für Phantasien läßt und so Wahnentwicklungen entgegen wirkt.

    Einzusetzende Mittel und Medien

    Therapeutische Medien:

  • Material / Werkzeuge / Hilfsmittel:
  • Die Technik des Stabwebens ist eine einfache kompetenzzentrierte Arbeit. Mit dicken Wollfäden webt man dabei zwischen Fingerdicken Holzstäben hindurch.

    Der Einstieg in das Thema fand bereits vor einigen Therapieeinheiten statt, so daß es sich hier um eine Fortsetzung bzw. evtl. Fertigstellung einer Arbeit handelt. Die Patientin wird also wissen, was für eine Arbeit in dieser Stunde anstehen wird.

    Ich werde Frau X zeigen, wo sie sich hinsetzten soll (nämlich mit dem Gesicht zur Gruppe), um die Kontaktaufnahme zu erleichtern, indem Frau X offener zur Gruppe sitzt.

    Stundenaufbau:

    Begrüßung

    Zeigen des Arbeitsplatzes

    Einrichten des Arbeitsplatzes

    Zuerst wird Frau X noch ein Stück weben. Hier werde ich ihr konkret sagen, wieviel Reihen sie noch weben soll. Hat sie dies geschafft, werde ich ihr den nächsten Arbeitsschritt, den des Abnehmens des Webstücks vom Stabwebrahmen, erklären und dann mit ihr zusammen durchführen.

    Anschließend werden wir die Holzleiste des Rahmens vom Tisch lösen und die Stäbe und alles, was wir nicht mehr brauchen, wegräumen.

    Als nächstes werde ich ihr zwei Möglichkeiten des Knotens der Kettfäden zeigen und ihr die Wahl überlassen. Die gewählte Form werden wir dann ausführen, indem ich ihr die ersten Knoten vormachen und evtl. parallel mit ihr arbeiten werde.

    Zuletzt werden die Fäden beim Farbenwechseln verstopft.

    Am Ende werde ich Frau X fragen wie ihr das fertiggestellte Werkstück gefällt und was sie damit machen wird. Dann werde ich noch mitteilen, daß ich ihr in der nächsten Einheit die nächste Arbeit vorstellen werde. Wenn es ihr sehr gut geht werde ich ihr sagen, daß wir das dann zusammen überlegen werden, was sie als nächstes machen wird.

      1.  
      2. Sozialform:
      3. Es handelt sich um eine Einzelarbeit innerhalb einer Kleingruppe. Diese Form ist Frau X vertraut. Sie hat bis jetzt immer auf diese Weise an der Ergotherapie teilgenommen und scheint damit vertraut zu sein. Es scheint sie nicht zu belasten, sondern scheint ein guter Rahmen, um zum Beispiel dem Ziel der verbesserten Kontaktaufnahme näher zu kommen. Hier besteht für Frau X ganz behutsam die Möglichkeit, zu anderen Mitpatienten und zu Therapeuten Kontakt aufzunehmen.
      4. Arbeitsplatz:
  • Der Ergotherapieraum ist ein großer Raum, in dem sich mehrere Regale und Schränke an den Wänden befinden. Ungefähr in der Mitte des Raumes befinden sich zwei zusammengestellte Tische, an denen mehrere Personen arbeiten können. Zwei weitere Tische stehen einzeln und etwas abseits. Es gibt außerdem noch eine Werkbank für Holzarbeiten und eine Werkbank an der Hauptsächlich Seidenmalerei durchgeführt wird. Außerdem stehen in dem Raum noch eine Dekupiersäge und eine Standbohrmaschine, sowie der Schreibtisch der Ergotherapeutin.

    Die Patientin nimmt bevorzugt einen Platz an einem der Tische ein, die etwas abseits stehen. Für die Sichtstunde werde ich sie bitten, an dem hinteren Tisch Platz zu nehmen, da dieser noch etwas freier im Raum steht und man hier mehr Freiraum zum arbeiten hat, was geeigneter ist, wenn man zu zweit arbeiten muß. Außerdem

    Der Arbeitsplatz soll so übersichtlich wie möglich gestaltet werden, d.h. daß nur die Werkzeuge und Materialien, die für den jeweiligen Arbeitsschritt benötigt werden, auf dem Tisch liegen sollen. Zwischendurch sollen also die nicht mehr benötigten Materialien weggeräumt oder zur Seite gelegt werden.

      1.  
      2. Zeitliche Planung:
  • Die Therapieeinheit wird voraussichtlich 45 Minuten dauern. Die Zeit kann sich verkürzen, wenn das Werkstück eher fertiggestellt wird. In diesem Fall kann die Therapieeinheit früher beendet werden, da ich mit einer neuen Technik erst in der darauffolgenden Einheit beginnen werde.

    Pausen werde ich für Frau X nach den einzelnen Arbeitsschritten einrichten oder wenn nötig auch zwischendurch. Es ist nötig, daß ich die Pausen für Frau X einrichte, da sie dies bis jetzt noch nicht selbständig zu tun in der Lage war, so hat sie bis jetzt auch dann weitergearbeitet, wenn eine Arbeit sie zu sehr angestrengt hat.

    In der Nachbesprechung werde ich Frau X mitteilen, daß ich ihr beim nächsten Mal eine neue Arbeitstechnik vorstellen werde oder daß wir zusammen eine neue Arbeit aussuchen werden, abhängig von ihrer Verfassung.


  • Literatuverzeichnis

  • Horst Dilling, Christian Reimer

    Springer - Verlag

      1. Auflage 1995
  • (Lehrbuch der Psychiatrie / Psychotherapie)

    Klaus Dörner, Ursula Plog

    Psychiatrie – Verlag

    1996

  • Rainer Tölle

    Springer – Verlag

      1. Auflage 1991

     

  • Ingrid Schreiber

    Stam Verlag

    2. Auflage 1995

  • (Ursachen, Krankheitszeichen, Behandölungsmöglichkeiten)

    Wolgang Demuth

    Ferdinand Enkr Verlag

    1987

  • Bernhard Roggmann

    Verlag modernes lernen

      1. Auflage 1997
  • Eckart Staube

    Fischer Verlag

    1992

  • Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.

    Schulz – Kirchner – Verlag

  • Philip G. Zimbardo

    Springer Verlag

    6. Auflage 1995