Praktikumsbericht
Fachbereich:
Psychiatrie
Praktikumsstelle:
XXXXXX
XXXXXX
Zeitraum: XXXXXX
Praktikumsanleiterin:
XXXXXX
Fachprüfer:
XXXXXX
Daten der Patientin
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Beruf: |
Verkäuferin; jetzt Rentnerin |
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Morgenrunde 2 x wöchentlich, Stationsversammlung 1 x wöchentlich, Informationsgruppe f. Schizophrene Patienten 1 x wöchentlich, IPT 2 x wöchentlich, Entspannung (Progressive Muskelrelaxation n. Jacobson) 1 x wöchentlich, Hockergymnastik 2 x wöchentlich |
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Therapierelevante Nebenwirkungen: Muskelverspannungen und Störungen des Bewegungsablaufes, Störungen wie bei der Parkinson‘schen Erkrankung (Zittern, Steifigkeit, Bewegungslosigkeit, übermäßiger Speichelfluß), Sitzunruhe, Müdigkeit, Unruhe, Erregung, Benommenheit, depressive Verstimmung, Gleichgültigkeit und Antriebsschwäche, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen |
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Medizinische Anamnese
Aus der Akte war, beruhend auf der Aussage einer der Schwestern der Patientin, zu entnehmen, daß Frau X 1989 zum ersten mal erkrankt sei. Sie habe damals sehr unter dem Auszug der Tochter gelitten und sich nach diesem Ereignis deutlich verändert. Noch im gleichen Jahr sei sie dann in eine Klinik eingewiesen worden, ihr wurde dort eine psychotische Episode bei häuslicher Konfliktsituation diagnostiziert, dabei bestand speziell der Verdacht auf eine endogene Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Im akuten Zustand sprach die Patientin durcheinander, lebte scheinbar in der Vergangenheit und hatte "Vergiftungsideen", d.h. sie befürchtete, daß man sie vergiften wollte. Unter Belastung berichtete Frau X laut Aussagen der Schwester viel von Kriegstraumata und zitterte, wenn sie Flugzeuge im Fernsehen sah. Nach ihrer Entlassung habe die Patientin ihre Medikamente nicht weiter eingenommen und seit ungefähr einem Jahr würde sich Frau X außerdem vernachlässigen und auch den, bis zu diesem Zeitpunkt relativ engen, Kontakt zu ihren Geschwistern nicht mehr aufrechterhalten.
Am 25. März 1999 wurde vom psychiatrischen Dienst eine gerichtliche Betreuung für alle drei Bereiche angeordnet, das Aufenthaltsbestimmungsrecht, die Vermögens- und die Gesundheitsfürsorge, da die Patientin zuvor laut herumgeschimpft, Wäsche zerschnitten und elektronische Geräte zerstört haben sollte.
Vor der jetzigen Aufnahme:
Verordnungen, die hier in der Klinik durchgeführt werden, sind:
Morgenrunde | 2 x wöchentlich |
Stationsversammlung | 1 x wöchentlich |
Informationsgruppe | 1 x wöchentlich |
Ergotherapie | 3 x wöchentlich |
IPT (Konzentrationsgruppe) | 2 x wöchentlich |
Entspannung | 1 x wöchentlich |
Hockergymnastik | 2 x wöchentlich |
Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag |
8.30 – 8.45
Morgenrunde |
9.00 – 9.45
Ergotherapie |
8.30 – 8.45
Morgenrunde |
10.00 – 10.45
Konzentrationsgruppe |
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10.00 – 10.45
Ergotherapie |
12.30 – 13.00
Entspannung |
13.30 – 14.00
Hockergymnastik |
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13.30 – 14.00
Hockergymnastik |
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15.15 – 16.00
Konzentrationsgruppe |
14.30 –
16.00
Projektgruppe* |
15.30 – 16.00
Informationsgruppe |
15.15 – 16.00
Ergotherapie |
19.00 – 19.20
Stationsversammlung |
Von der Patientin selbst waren keine Auskünfte für die medizinische Anamnese zu erhalten. Auf diesbezügliche Fragen gab sie als Antwort, sie könne sich an nichts erinnern.
Sozialanamnese, derzeitige soziale Situation
Bei einem Hausbesuch war festzustellen, daß die Wohnung einen fast sterilen Eindruck machte, da fast kein Bild an den Wänden hing und auch sonst kaum persönliche Gegenstände z.B. auf den Schränken standen.
Bei Fragen nach ihrer Freizeitgestaltung gab die Patientin an, daß der Haushalt sie ganz ausfüllen würde. Obwohl sie mit ihrem Mann allein in der Wohnung lebt, gab sie an, daß dem Haushalt drei Personen angehörten. Sie würde jeden Tag die Fenster putzen und Staub wischen.
Anamneseauswertung
Als erste mir bekannten wichtigen Vorkommnisse sind die Kriegs- und Nachkriegserfahrungen zu nennen, die die Patientin in ihrer Kindheit machte, und die mit Sicherheit in höchstem Maße angstbesetzte Erinnerungen hinterlassen haben, wie schon die in der medizinischen Anamnese erwähnten Kriegstraumata andeuten. Solche Erlebnisse spielen in der Krankheitsentstehung als sogenannte zeitspezifische soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle. Die streßbedingte Überforderung in Krisensituationen kann als ein Mechanismus die Verlagerung eines psychischen Gleichgewichtszustandes in einen anderen bewirken. Daher sind mögliche Kriegserlebnisse in der Kindheit der Patientin als Beitrag zur Krankheits-entstehung hier erwähnenswert.
Ähnlich zu bewerten sind in diesem Zusammenhang das Verlassen ihrer Heimat und der lang dauernde Aufenthalt in einem Flüchtlingswohnheim eines ihr mehr oder weniger fremden Landes, die ebenfalls solche oben genannten, vor allem sozialen und kulturellen, Faktoren darstellen und darüber hinaus als streßbeladene, die Patientin möglicherweise überfordernden, Krisensituationen zu werten sind. Schizophrene Symptome können als Überforderungs-reaktionen auf eben solche Situationen psychosozialer Überstimulierung auftreten, die hier durchaus denkbar ist.
Erschwerend kommt dabei noch die problematische Beziehung zu ihrem Mann hinzu, der seit vielen Jahren alkoholkrank ist und die Patientin unter anderem auch körperlich mißhandelt. Eine solche Ehe kann kumulativ zu den oben erwähnten Punkten als weiterer psychoreaktiver Faktor gelten, der durch sozioemotionalen Druck und andauernde Streßbelastung die oben angesprochene Verrückung des psychischen Gleichgewichtes förderlich beeinflussen kann.
Als weiterer Konflikt auf zwischenmenschlicher Ebene
ist dann die Abwendung der Tochter von ihren Eltern zu betrachten. Dieser
Verlust einer für die Patientin wichtigen Beziehung stellt einen der weiter
unten aufgeführten, die Krankheit begünstigenden Faktoren, dar (s. dazu
Punkt 3. Ursachen/Ursachenmodelle in der Beschreibung des
Krankheitsbildes der schizo-phrenen Psychose), da die Tochter sich
vollständig von ihrer Mutter separiert und die Kontaktaufnahme verweigert hat.
Ein Mangel an Zuwendung allgemein ist ebenfalls einer dieser Faktoren und dieser
Mangel an Zuneigung von ihrer Tochter scheint zumindest in ihrer Ehe nicht
ausgeglichen zu werden, möglicherweise bezeichnend dafür ist, daß die Patientin
in der Zeit ihres Klinikaufenthaltes nur sehr selten Besuch von ihrem Mann
bekommen hat, der sich nach Aussage ihrer Schwester auch sonst nicht um seine
Frau kümmern soll.
Die Gesamtheit der bis hierhin genannten Faktoren und Mechanismen haben mit Sicherheit auch einen Teil zum Ausbruch der Krankheit bei der Patientin beigetragen. Des weiteren gibt es in der Medizin Anhaltspunkte dafür, daß die Chronifizierung der Schizophrenie teilweise die Folge einer akuten Psychose sein könnte. Dies würde sich zumindest damit decken, daß die Patientin sich bereits 1989 aufgrund einer akuten psychotischen Episode in stationärer Behandlung befand. Außerdem ist das Rezidivrisiko eines schizophren Erkrankten erhöht, wenn dieser mit Angehörigen zusammenlebt, die seiner Erkrankung unterengagiert, d.h. gleichgültig, gegenüberstehen, besonders auch, wenn der Patient seine verordneten Neuroleptika nicht einnimmt. Diese Konstellation trifft auf die Patientin zu und liefert einen möglichen Erklärungsansatz ihres heutigen Krankheitszustandes.
Auffällig ist noch, daß bei an Schizophrenie erkrankten Patienten eine Störung des Zeit- und Raumerlebens als grundlegend angesehen wird, eine Umstellung der "inneren Uhr", die vielleicht zu einer derart rückwärtsgewandten Wahrnehmung der Gegenwart führen kann, wie sie ihre Schwester bei der Patientin charakterisiert, die aussagt, die Patientin lebe zum größten Teil in der Vergangenheit.
Krankheitsbild
(Zimbardo: "Psychologie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 6. Auflage 1995)
"Schizophrenien: Schwere psychische Störungen, bei denen sich die Persönlichkeit aufzulösen scheint, u. a. charakterisiert durch verzerrte Wahrnehmung, abgestumpfte Emotionen, bizarre Gedanken und fremdartige Sprache..."
(Zimbardo: "Psychologie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 6. Auflage 1995)
Schizophrene Psychose:
"Schizophrenien sind psychische Erkrankungen aus der Gruppe der sog. endogenen Psychosen; sie sind durch unterschiedliche Symptome des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet und bilden syndromatisch verschiedene Erscheinungsformen. Sie betreffen häufig die gesamte Persönlichkeit, ohne jedoch das intellektuelle Potential herabzusetzen. Die Verursachung der schizophrenen Psychose ist bisher ungeklärt; wahrscheinlich wirken zahlreiche ursächliche und auslösende Faktoren zusammen."
(Dilling, Reimer: "Psychiatrie und Psychotherapie", Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 2. Auflage 1995)
Die Beschreibung der verschiedenen Formen der Schizophrenie folgt dabei den Ausführungen aus Dilling, Reimer (1995): Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Tölle (1991): Psychiatrie.
Beginnt meist verhältnismäßig spät, der Erkrankungsgipfel liegt hier erst im vierten Lebensjahrzehnt; bricht die Krankheit im fünften Lebensjahrzehnt oder später aus spricht man von Spätschizophrenien.
Symptome:
Im akuten Stadium ist der Kranke erregt, zerfahren und es ist ihm unmöglich, zwischen Wirklichem und Unwirklichem, Gedachtem und Vorhandenem zu unterscheiden.
Prognose:
Symptome:
Schwere Störungen der Willkürbewegungen, d.h. Haltungsverharren, Haltungs-stereotypien, Mutismus oder auch katatone Erregung, bei der der Patient wild um sich schlagen kann, können auftreten. In beiden Fällen ist der Patient sehr gespannt, verkrampft und innerlich erregt.
Prognose:
Die katatone Symptomatik hat im allgemeinen eine relativ günstige Prognose.
Hier gibt es keine akuten Syndrome mit paranoid-halluzinatorischen oder katatonen Symptomen. Langsam und kaum merkbar entwickeln sich die Grundsymptome der Schizophrenie. Die Patienten werden z.B. mehr und mehr autistisch, d.h. daß sie an Schwung und Vitalität verlieren, die beruflichen Leistungen und mitmenschlichen Beziehungen nachlassen.
Die Möglichkeit der therapeutischen Beeinflussung ist gering. Oft ist ein Übergang in Residualzustände zu beobachten und der Verlauf ist eher ungünstig. Die Schizophrenia simplex neigt zu chronischem Verlauf.
"Alberne" Stimmungen treten verstärkt auf, flache und unangemessene Gefühle kommen zum Ausdruck. Hinzu kommen Kontaktstörungen wie z.B. Rückzug, Beziehungslosigkeit oder auch Enthemmung. Weitere Symptome sind Denkstörungen, wie abschweifende, zerfahrene Gedanken und Wahn-vorstellungen.
Prognose:
Begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Schizophrenie sind z.B.:
3 – Phasen – Ursachenmodell nach Ciompi | ||||
1. Phase | Genetische Einflüsse |
Psychosoziale Einflüsse | ||
2. Phase |
Prämorbide Vulnerabilität Störung der Informationsverarbeitung | |||
unspezifischer Streß | ||||
3. Phase |
Akute psychotische Dekompensation | |||
psychosoziale Einflüsse | ||||
Remission |
Potentialeinbuße |
Schwerste chronische Residualzustände |
Der Krankheitsverlauf ist im hohem Maße abhängig von psychosozialen Einflüssen. Bei etwa einem Drittel der Erkrankten heilt die Schizophrenie ohne Folgen aus. Bei Wiedererkrankung sind die Rezidive durch unterschiedliche Faktoren bedingt (sog. Stressoren).
Rezidive können in unterschiedlichen Zeitabständen und mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten, man spricht dann von erneuten Episoden, es gibt aber auch kontinuierliche, gleichförmige Verläufe. Nach einzelnen schizophrenen Episoden können Veränderungen der Persönlichkeit eintreten, die Residualzustände genannt werden und unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Bei leichteren Residualzuständen kann der Betroffene durchaus anpassungs- und arbeitsfähig sein (sog. soziale Remission).
Langzeitstudien ließen eine Tendenz zur sog. Drittelregelung erkennen, die besagt:
Nach Dörner, Plog (1996) müssen folgende Beobachtungen möglich sein, um in einer akuten Situation davon zu sprechen, daß jemand schizophren ist:
Folgen:
Durch die Entfremdung der eigenen
Person und der Umwelt entsteht zumeist eine starke Verunsicherung, die bis
hin zu panischer Angst mit Suizidtendenzen führen kann. Schizophren
Erkrankte sind oft so mit diesen Veränderungen beschäftigt, daß sie das
Interesse an der Umwelt verlieren und sich sozial und emotional
zurückziehen. Langjährige Freundschaften können so zerstört werden und von
sich aus nehmen die Erkrankten auch nur noch selten Kontakt zu anderen
Personen auf, häufig sind sie sogar nicht mehr in der Lage, sich auf
beispielsweise Gespräche oder eine bestimmte Tätigkeit zu konzentrieren.
Kommunikative Fähigkeiten werden so immer weiter abgebaut.
Beobachtungen bei Frau X:
Bei Frau X ist eine deutliche Unsicherheit im Umgang mit Menschen und in der Bewältigung unvertrauter Handlungen und Aufgaben zu beobachten. Sie scheint oft das Interesse an ihrer Umwelt zu verlieren und sich dann in sich selbst zurückzuziehen, so reagiert sie oft nur auf Ansprache und verbrachte in ihrer Freizeit viel Zeit allein in ihrem Zimmer.
Bei der Arbeit kann sie sich scheinbar nicht auf eine Aufgabe konzentrieren, denn obwohl sie konzentriert wirkt, unterlaufen ihr viele Fehler und sie ist offenbar mit Gedanken nicht bei der Sache. Wird sie während des IPT angesprochen, gibt sie nur kurze Antworten und wirkt nach diesen wieder abwesend oder aber unsicher, indem sie auf den Boden schaut. Nur beim Sprechen kann sie einen kurzen Blickkontakt halten.
Des weiteren hat sie hat den Kontakt zu ihren Geschwistern seit ungefähr einem Jahr vernachlässigt.
Das Spektrum von Veränderungen der Realitätswahrnehmung reicht von wahnhaften oder mißtrauischen Überzeugungen bis hin zum manifesten und unverrückbaren Wahn. Inhaltlich handelt es sich dabei in der Regel meist um einen Beziehungswahn (Verfolgungswahn, Beeinflussungswahn, Eifersuchtswahn, etc.), aber auch andere Wahninhalte sind möglich. Diese Fehlbeurteilung der Realität, das gestörte Verhältnis zur Wirklichkeit und die verlorene natürliche Weltoffenheit lassen schizophren Erkrankte sich häufig in sich selbst zurückziehen (Autismus).
Wahn und Halluzinationen sind äußerst eng miteinander verknüpft. Nicht nur, daß sie meist gemeinsam auftreten, die Halluzination ist in ihrer Intensität auch nur möglich, wenn sie vom Wahn aufrecht erhalten wird. Halluzinationen können auf allen Sinnesebenen stattfinden, bei der Schizophrenie jedoch ist die akustische Halluzination jedoch am häufigsten. Es dominieren dabei Stimmen, die zu dem Kranken oder über ihn reden. Ferner können Halluzinationen der Körperempfindungen auftreten, der Betroffene hat dann z.B. das Gefühl berührt zu werden, obwohl dies nicht der Fall ist. Weit seltener sind optische, Geruchs- oder Geschmacks-halluzinationen. Im allgemeinen werden Schizophrene von diesen Einflüssen sehr gequält
Folgen:
Die sensorischen Störungen
beeinträchtigen die Konzentrationsfähigkeit der Erkrankten oder es fällt
ihnen schwer abzuschalten und zu entspannen. Häufig haben schizophren
Erkrankte auch Angst, nicht verstanden oder ausgelacht zu werden und gerade
bei einem beginnenden Wahn fällt es ihnen daher schwer, sich jemandem
anzuvertrauen, so geraten sie immer mehr in die Isolation. Eine extreme Form
der Zurückgezogenheit zeigt sich im Autismus: Der Patient hat den Kontakt
zur Wirklichkeit verloren, ist ganz in sich selbst versunken und lebt so in
seiner eigenen Welt voller Wahnvorstellungen und Gedanken. Er wirkt von der
Umwelt abgekapselt und ist oft nur noch schwer aus dieser Traumwelt zu
reißen.
Beobachtungen bei Frau X:
Als Frau X ein Mandala ausmalte, erkannte sie Pilze und einen Regenbogen darin, obwohl derartiges nicht zu erkennen war, was darauf schließen läßt, daß sie einige Dinge z.Z. anders wahrnimmt als andere Menschen. Frau X wirkt oft mißtrauisch und verunsichert, sowie sehr zurückgezogen und kann keinen Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Häufig erscheint sie, wie oben beschrieben, oft ganz in sich versunken.
Folgen:
Viele Patienten klagen über
Ausdauerstörungen, schnelle Ermüdbarkeit, Denk- und Gedächtnisstörungen, sowie
einen Verlust von Spannkraft und Energie. Sie sind Belastungen, die sie vor
Krankheitsbeginn gut bewältigen konnten, nicht mehr gewachsen, sie sind leicht
ablenkbar und es fällt ihnen schwer, bei einer Sache zu bleiben. Hinzu kommt
eine Verlangsamung des Denkens und der Psychomotorik. Schizophren Erkrankte
reagieren auf Überforderung bzw. Überstimulation mit Aufmerksamkeitsstörungen,
dranghafter Unruhe, Aufgewültsein und Schlafstörungen. Viele Kranke empfinden
diese Einbußen an Leistungsfähigkeit als sehr schmerzlich und schämen sich
deren. So bricht der Betroffene z.B. ein erfolgversprechendes Studium oder eine
berufliche Karriere ab. Da es schizophren Erkrankten schwer fällt, Wichtiges von
Unwichtigem zu unterscheiden und eine klare zielgerichtete Gedankenfolge
aufzubauen, sind sie oft sehr unselbständig. Automatisierte Handlungen gehen
verloren, so daß der Patient jedes mal aufs neue überlegen muß, wie nun z.B.
Kaffee zu kochen ist. Häufig vernachlässigen sie ihre Körperpflege und sind
nicht mehr in der Lage, die alltäglichen Dinge des Lebens zu
bewältigen.
Beobachtungen bei Frau X:
Bei Frau X kann man, wenn man mit ihr spricht, ein Abreißen der Gedanken erkennen. Es ist allgemein sehr schwer, sie zu verstehen, da sie unzusammenhängend erzählt. Frau X vernachlässigt, wie oben beschrieben, ihre Körperpflege und einfache Handlungen scheinen ihr schwer zu fallen bzw. kann sie nur nach Erklärung, bzw. Anleitung, durchführen.
Folgen:
Menschen mit einer schizophrenen
Erkrankung scheinen nicht bindungs- bzw. gruppenfähig zu sein. Oft sind sie
nicht mehr schwingungsfähig und können sich so nicht mehr in andere einfühlen,
daraus ergeben sich häufig Anpassungsschwierigkeiten im zwischenmenschlichen
Bereich. Das gleichzeitige Vorhandensein sich widersprechender Gefühle führt
nicht selten zur Handlungsunfähigkeit. Besonders deutlich wird dies in ihrer
extremsten Form, der Katatonie, einem Zustand, in dem die gesamte Dynamik
des Patienten einschließlich der Motorik vollständig blockiert ist, so daß es zu
keiner Äußerung irgendeiner Art mehr kommen kann, der Erkrankte jedoch innerlich
auf das äußerste angespannt ist.
Beobachtungen zu Frau X:
Es gab Situationen, in denen Frau X bei fast allen ihren Äußerungen lachte oder zumindest lächelte, was jedoch keineswegs immer zum Inhalt ihrer Erzählungen paßte und daher zuweilen unangebracht wirkte. Ansonsten ist bei ihr eine deutliche Handlungsunfähigkeit zu beobachten, wenn sie auf sich allein gestellt ist, und es scheint als bräuchte sie einen "Anstoß" von außen, der sie erst handlungsfähig macht.
Die neuroleptische Therapie bewirkt eine weitgehende Reduzierung bzw. Aufhebung der schizophrenen Symptomatik. Der Patient wird so von seiner Angst, Spannung, Erregung, Denkstörung und Ich-Desintegration entlastet.
Allgemeines ET-Konzept für das o. g. Krankheitsbild, Konzept der Einrichtung, Berührungspunkte und Unterschiede
Weiterhin müssen klare Informationen und Anweisungen gegeben werden, insbesondere, wenn das Ziel Wiedererlangen kognitiver und sozialer Kompetenzen ist, ist kleinschrittiges Arbeiten von Bedeutung. Dies ist auch wichtig, um eine Reizüberflutung zu vermeiden, man sollte dem Patienten deshalb wenige Reize geben und ihn immer, soweit möglich in der Realität verankern. Auch klare Grenzen und Regeln sollten gesetzt und darauf geachtet werden, ob der Patient diese auch einhalten kann. Sollte dies nicht der Fall sein, muß herausgefunden werden, warum dem so ist.
Das Nähe- und Distanzbedürfnis der Patienten sollte berücksichtigt werden. Die therapeutischen Mittel sind dabei kompetenzzentriertes, ausdruckszentriertes und inter-aktionszentriertes Arbeiten.
Die Arbeit soll ein Erfolgserlebnis bieten, damit das Ich des Patienten gestärkt wird.
In der akuten Phase:
Hier sind die zwei übergeordneten Ziele einen Realitätsbezug zu schaffen und das Ich des Patienten zu stärken.
Als Sozialform bietet sich die Einzeltherapie an, da diese dem Patient Schutz bietet und die ganze therapeutische Zuwendung und Aufmerksamkeit. Es ist wichtig, die Äußerungen und die Eigeninitiative des Patienten abzuwarten. Ebenso wichtig ist es aufgrund der Ich-Schwäche des Patienten, spontane negativ bewertende Äußerungen zu vermeiden.
Zur Festigung des Realitätsbezuges wird mit dem Patienten im Hier und Jetzt gearbeitet und nicht in der Vergangenheit, ebenso mit Struktur gebenden Themen und nicht mit Emotionen verursachenden. Der Patient braucht dabei klare, genaue Anweisungen und er sollte "vernünftige, bzw. praktische Dinge" anfertigen. Dies ist wichtig, um den Patienten durch die Arbeit mit dem Material fester in der Realität zu verankern.
Da der Patient durch die Ich-Störung große Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, muß er in allen Entscheidungssituationen unterstützt und bejaht werden.
Post – akute Phase
Hier sind die allgemeinen Ziele:
Als ET-Methoden werden "kleine" Arbeiten, interaktionelle Methoden (wie z.B. Projekt-arbeiten), kompetenzzenrierte Arbeiten und nur im gefestigten Zustand auch ausdrucks-zentrierte Arbeiten angeboten.
Es sollte nicht biographisch gearbeitet werden, daß bedeutet man sollte immer im "Hier und Jetzt" mit dem Patienten bleiben.
Als ET-Mittel bieten sich hier handwerkliche und kreative Techniken an. ADL (kochen, backen, einkaufen ...). Prophylaktisch dem Hospitalismus entgegenwirkend sollte auch auf die Bereitstellung und Wahrnehmung von Freizeitangeboten (z.B. Kino, Spazierengehen, Kegeln, Eis essen usw.) Wert gelegt werden.
Symptomfreie post-akute Phase
Hier ist eine Nachbehandlung wichtig, d.h. eine Betreuung in einer Tagesstätte oder Kontaktstelle.
Allgemeine Ziele in der ET sind hierbei:
Therapien für das Krankheitsbild der schizophrenen Störung finden sich in den Bereichen:
Auf der Station IV des St. Laurentius-Stiftes gibt es im Bereich der Ergotherapie kein spezifisches, schriftlich fixiertes, Konzept für das Krankheitsbild der Schizophrenie. Jeder Patient weist eine eigene Persönlichkeitsstruktur, eine eigene Geschichte auf und zeigt unterschiedliche Symptome. Diese Faktoren werden so weit wie möglich in der Behandlung des Patienten berücksichtigt. Deutlich wird dies in der Aussage "Man muß den Patienten dort abholen, wo er steht.", daß bedeutet, daß z.B. auch sehr schwer erkrankte psychotische Patienten sollen mit Unterstützung die Möglichkeit erhalten, eigenes Handeln zu bestimmen.
Im Bereich der Methoden lehnt sich die Ergotherapie der Klinik eng an die allgemeine Konzeption in der Arbeit mit an Schizophrenie erkrankten Patienten an, daß heißt z.B., daß in der Akutphase kompetenzzentrierte Einzeltherapie mit strukturgebenden Medien zur Anwendung kommt. Einbezogen werden zusätzlich Behandlungstechniken der sensorischen Integration. Da es sich um eine Akutstation handelt, sind die Patienten jedoch in der Regel noch zu schwach, verletzlich und "dünnhäutig", um ausdruckszentriert mit ihnen arbeiten zu können. Sie benötigen noch viel Struktur, die ihnen eher in der kopetenzzentrierten Arbeit gegeben werden kann.
Sobald es der Krankheitszustand des Patienten zuläßt, wird er in die offene Werkgruppe aufgenommen. In ihr wird dreimal in der Woche jeweils 45 Minuten lang mit unterschiedlicher, auf jeden Patienten bezogenen Zielsetzung gearbeitet. Die Gruppen sind in der Zusammensetzung der Krankheitsbilder ihrer Patienten gemischt. Einmal in der Woche findet eine Projektgruppe statt, in der die Patienten 90 Minuten gemeinsam an einem Projekt arbeiten können, das von der Gruppe geplant und ausgeführt wird. Auch hier arbeiten Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zusammen. Ziele der Projektgruppe sind u.a. eine Verbesserung der Kontaktaufnahme, Kommunikation, die Entwicklung von Zusammenarbeit, Übernahme von Verantwortung, die Entwicklung eigener Ideen und des nötigen Selbstvertrauens, diese auch umzusetzen.
Die Grundsätze im Umgang mit schizophrenen Patienten orientieren sich ebenfalls am Konzept für dieses Krankheitsbild und zwar bei allen eingesetzten Methoden. Damit sind gemeint: klare Anweisungen, ein überschaubarer Arbeitsplatz (äußere Struktur schafft innere Struktur) und klare Regeln und Grenzen.
Bei Frau X wurde nicht sofort Einzeltherapie durchgeführt, sondern sie hat von sich aus die Gruppentherapie gewählt. Als sich im weiteren Verlauf der Behandlung und der parallel fortgesetzten Befunderhebung herausstellte, wieviel Struktur und Zuwendung Frau X benötigt, wurde sie trotzdem in der Gruppe belassen, da eine der beiden anwesenden Therapeutinnen sich stets ausschließlich um sie kümmern konnte. Frau X scheint die Kleingruppe von 3 bis 5 Personen jedoch nicht zu belasten. Sie hat hier die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, und nimmt diese Möglichkeit auch in Anspruch, z.B. indem sie an einem Einzeltisch mit dem Rücken zur Gruppe arbeitet, gleichzeitig ist sie aber unter Menschen und kann diese beobachten. Es macht nicht den Eindruck als ließe sie sich von den anderen Gruppenmitgliedern ablenken. So kam es z.B. vor, daß sie sich an einem anderen Patienten orientierte, wie er sein Werkstück bearbeitete, um es ihm anschließend gleichzutun, da auch sie gerade diese Technik durchführte.
Ansonsten lehnt sich das Konzept der Ergotherapie auf Station IV sehr an das allgemeine ET-Konzept an und entspricht diesem in fast allen anderen Punkten.
Grad der Selbständigkeit aus
funktionell-motorischer Sicht
– Körperlicher Befund
Der Gesichtsausdruck verändert sich auch nur bei Ansprache und wirkt dann entweder mißtrauisch, ängstlich oder überschwenglich heiter.
Die Patientin gebraucht nur wenig Gestik, diese ist dann eher schwach ausgeprägt und wirkt auch manchmal hilflos, sie ist aber dennoch das gesprochene Wort unterstützend.
Die Stimme ist oft leise und undeutlich und es fällt auf, daß sie, wenn sie vor einer Gruppe (z.B. der IPT-Gruppe) sprechen muß, sich zuvor räuspert. Die Patientin spricht mit einem schlesisch-bayrischen Dialekt und meist nur auf Ansprache und auch dann oft nur das nötigste.
Ihre Körperhaltung wirkt steif und angespannt, das Gangbild kleinschrittig, hölzern und ebenfalls steif. Die Patientin verharrt oft in ihren Bewegungen, so kommt es vor das sie lange in einer eingenommenen Position verharrt, selbst dann wenn diese für Außenstehende sehr unbequem erscheint (Katatonie). Bei handwerklichen Arbeiten sind die Bewegungen langsam und steif. Darüber hinaus wirken sie eher unsicher und eng. In der Ergotherapiegruppe sucht die Patientin sich immer einen Platz aus, der abseits der Gruppe liegt, meist auch noch mit dem Rücken zur Gruppe.
Da die Patientin nur auf Ansprache reagiert und ansonsten sehr bewegungsarm ist, ist sie kaum in der Lage, ihre innerliche Befindlichkeit körpersprachlich auszudrücken. Bei Ansprache wirkt sie oft unsicher, was sich an ihrer Mimik und Gestik gut ablesen läßt. Seit kurzer Zeit kommt es vor, daß sie lächelt und sich offensichtlich freut, wenn sie zum Beispiel gegrüßt wird.
Psychischer Befund
Kognitiver und perzeptiver Befund
Befundauswertung
Am auffälligsten bei Frau X ist ihre Schwierigkeit der Kontaktaufnahme, die im körperlichen und sozioemotionalen Befund behandelt wird. Weiterhin sind von Bedeutung:
Für die Fähigkeit, selbstbestimmt zu leben, spielen vor allem die Kontaktfähigkeit und die Unsicherheit in fremden Situationen eine Rolle, doch außerdem müssen hier noch die Entscheidungsfindung und das planvolle Arbeiten erwähnt werden. Ohne diese Fähigkeiten ist ein selbstbestimmtes Leben nicht möglich, so daß gerade bei den eben beschriebenen Punkten eine Förderung erfolgen muß.
Für den Fortbestand der Erkrankung von Bedeutung sind vor allem die soziale Isolation durch die Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme und die affektive Verflachung zu nennen.
Die Merkmale, die ich bei Frau X befundet habe, stellen zum großen Teil die Merkmale der Schizophrenie dar, so daß man zur Zeit nicht viele Anteile ihrer Persönlichkeit erkennt, möglicherweise auch deshalb, da sie zur Zeit so sehr eingebunden ist durch die Medikation.
Für die Arbeit mit Frau X ist es zur Zeit besonders wichtig, daß man sehr kleinschrittig vorgeht, so sollte mit ihr zunächst noch Ich-stärkend und realitätsbezogen gearbeitet werden, in der Ergotherapie noch kompetenzzentriert.
Chronologischer Therapieverlauf
Dauer: 30 Minuten
Therapeutische Überlegungen und Interventionen:
In den Therapieeinheiten zuvor stellte sich heraus, daß die Patientin noch viel Unterstützung und eine hoch strukturierte Arbeit benötigt, da sie ansonsten unsicher und überfordert wirkte. Ich habe für diese und die nächsten Therapieeinheiten als Technik das Stabweben gewählt. Da die Patientin nicht in der Lage ist, Wünsche oder Vorlieben zu äußern, habe ich hier die Entscheidung für eine Technik übernommen. Der Vorteil des Stabwebens ist, daß es eine Technik ist, die sich über mehrere Therapieeinheiten erstreckt, was der Patientin durch diese Kontinuität Sicherheit geben soll. Weiterhin soll sie Sicherheit dadurch bekommen, daß es sich um eine leichte, kompetenzzentrierte Arbeit handelt, die leicht zu erlernen ist und die eine hohe Struktur bietet, dadurch sollen Streß und Leistungsdruck vermieden werden. Das Ich soll dadurch gestärkt werden, daß diese Technik Erfolgserlebnisse bietet, auch dann, wenn das Werkstück noch nicht fertiggestellt ist. Die Arbeit läßt sich gut und übersichtlich in kleinere Arbeitsschritte einteilen. es handelt sich um eine begrenzende Technik, die kaum Raum für Phantasien läßt und so Wahnentwicklungen entgegenwirkt. Bei Erklärungen werde ich nur kurz und eindeutig erklären und den Arbeitsschritt dabei demonstrieren und, wenn möglich, auch noch mit der Patientin gemeinsam durchführen, um ihr auch hier noch einmal Sicherheit zu bieten.
Handlungsprotokoll
Die Patientin mußte zu dieser Therapieeinheit von mir abgeholt werden. Sie saß in ihrem Zimmer, stand sofort auf und nahm ihren Therapieplan, als ich dasselbe betrat. Als wir im Ergotherapieraum ankamen, blieb sie mitten darin stehen. Sie nahm Blickkontakt zu mir auf und wollte offensichtlich wissen, was sie jetzt tun sollte. Ich zeigte ihr eine kleine Decke, die mit der Technik des Stabwebens erstellt worden war, und erklärte ihr, daß ich dies mit ihr machen wollte und auch kurz warum ich gerade diese Technik für geeignet hielt. An diesem Punkt schien Frau X noch sehr verunsichert. Erst als ich ihr den ersten Arbeitsschritt erklärte und daß wir diesen zusammen durchführen würden, erschien sie mir ruhiger.
Ich sagte ihr, sie solle sich schon mal an den Tisch, den ich ihr zeigte, setzen. Sie setzte sich mit dem Rücken zur übrigen Gruppe und wartete, bis ich die Materialien, die wir für den ersten Schritt benötigten, geholt hatte. Ich erklärte ihr zunächst, daß die Kettfäden eine bestimmte Länge haben müßten. Zusammen schnitten wir diese zu, indem ich einen Gliedermaßstab auf den Tisch legte, an dem entlang wir die Fäden legten, welche Frau X dann mit einer Schere abschnitt. Bei diesem Arbeitsschritt machte Frau X einen ruhigen und konzentrierten Eindruck.
Während wir noch bei diesem Arbeitsschritt waren kam ein Pfleger in den Ergotherapieraum und erklärte Frau X , daß sie die Sachen von Frau X in ein anderes Zimmer gebracht hätten und erklärte ihr, wo sich ihr neues Zimmer befinden würde. Frau X gab an, daß sie wüßte wo es sich befinden würde. Nach dieser Unterbrechung schnitten wir die restlichen Fäden zu. Danach erklärte ich Frau X, daß sie jetzt eine Pause machen solle, da nun ein neuer Arbeitsschritt erfolgen würde. Um ihr auch räumlich von eine Pause von mir zu ermöglichen, da wir zuvor sehr eng miteinander gearbeitet hatten, entfernte ich mich von ihr und half einem anderen Patienten. Nach einigen Minuten setzten wir die Arbeit fort.
Ich erklärte Frau X wie man die Fäden durch die Stäbe ziehen muß und daß man sie anschließend in die Holzleiste stecken müßte. Diese Arbeit erledigten wir wieder zusammen, wobei mir auffiel, daß sich Frau X bei ihren ersten Stäben stark bei mir orientierte, um zu sehen, wie sie es machen mußte. Als dieser Schritt beendet war, sagte ich Frau X ,daß wir für heute mit der Arbeit aufhören und den nächsten, neuen Arbeitsschritt beim nächsten mal beginnen würden.
Ich erkundigte mich noch, wie leicht oder schwer ihr die Arbeit an diesem Tag gefallen wäre und sie sagte, daß das Einfädeln der Fäden in die Stäbe besonders einfach gewesen wäre und sie an das Nähen und dabei das Einfädeln eines Fadens erinnert hätte. Auf die Frage, ob sie heute noch Handarbeiten würde, sagte sie, daß sie das heute nicht mehr machte. Ich brachte Frau X zu ihrem neuen Zimmer. Sie war verunsichert und wußte nicht wirklich, wo es sich nun befand. In ihrem neuen Zimmer fragte sie sichtlich irritiert, wo sie denn jetzt ihre Sachen einräumen könne. Ich schaute in den Schrank und zeigte ihr, daß dieser noch frei sei und sie ihre Sachen dort hinein räumen solle. Etwas ruhiger fing sie an ihre Tasche auszupacken und ich verabschiedete mich von ihr.
Reflexion
Zu Beginn hatte ich den Eindruck, daß meine Erklärungen Frau X verunsichern würden. Erst nachdem die Anweisung ganz klar war: "Wir machen jetzt zusammen diesen Arbeitsschritt", machte sie einen ruhigeren Eindruck. Dies habe ich dann bei meinem weiteren Vorgehen beibehalten. Was mir schwer fiel, war, Frau X auch bei der Pausenregelung zu helfen, da aus Therapieeinheiten zuvor klar war, daß sie von sich aus keine Pause machen würde. Auch bei für sie anstrengenden Tätigkeiten fällte ich für sie die Entscheidung, wann sie eine Pause einlegen sollte. Ich beendete die Therapieeinheit früher, da ich den Eindruck hatte, daß Frau X durch den Umzug innerhalb des Hauses etwas beunruhigt war. So hielt ich es für ratsam, die Einheit bereits nach diesem Arbeitsschritt zu beenden und sie zu ihrem neuen Zimmer zu begleiten.
Dauer: 45 Minuten
Therapeutische Überlegungen und Interventionen
Mein erstes Ziel in dieser Einheit war, daß die Patientin Kontakt zu mir aufnehmen sollte. Sie sollte eine Entscheidung treffen bezüglich der Farbe der Wolle und sie sollte planvoll und konzentriert arbeiten. Durch Lob und Anerkennung sollte ihr Ich gestärkt werden.
Handlungsprotokoll
Die Patientin erschien diesmal selbständig zur Therapieeinheit. Da ich gerade noch mit einem anderen Patienten beschäftigt war, grüßte ich sie, konnte mich ihr aber nicht direkt zuwenden. Sie setzte sich auf den Sitzplatz der vorherigen Therapieeinheit und blieb dort sitzen, ohne sich zu bewegen. Ich holte ihr die Materialien, die sie für ihre Arbeit brauchte und erklärte ihr das weitere Vorgehen. Ich befestigte den Webrahmen am Tisch, stellte den Korb mit den verschiedenfarbigen Wollknäueln auf den Tisch und bat Frau X eine Farbe auszuwählen. Sie wählte schnell die rote Farbe.
Anschließend zeigte ich ihr, wie man webt, indem ich einige Reihen vormachte und dies auch kommentierte. Danach sollte dann Frau X weben. Sie begann und machte am Anfang noch einige Fehler, die ich verbesserte. Die Schuld nahm ich dabei auf mich mit der Begründung, daß ich sie aus der Konzentration gebracht hätte mit meinen Fragen. Frau X hatte ihre Haare frisch gefärbt und trug ein Langzeit-EKG. Später erkannte Frau X selber ihre Fehler und konnte diese selbständig verbessern. Ich blieb die meiste Zeit über bei Frau X und entfernte mich nur selten und kurz, um ihr auch von mir eine "Verschnaufpausen" zu ermöglichen. Zwischenzeitlich lobte ich sie, daß sie das sehr gut machen würde und daß sie einen guten Rythmus gefunden hätte.
Nach ca. 15 Minuten bat ich Frau X, eine Pause einzulegen, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht hätte und entfernt mich wieder von ihr und konnte beobachten, daß Frau X weiter arbeitete. Ich setzte mich wieder zu ihr und sagte ihr, daß sie sich ruhig Zeit lassen könne mit der Arbeit und doch mal eine Pause einlegen sollte. Als nächstes würde danach ein neuer Arbeitsschritt erfolgen, den ich zusammen mit ihr durchführen würde.
Sie machte eine Pause bis ich ihr den nächsten Schritt erklärte und ihr demonstrierte und schließlich auch mit ihr zusammen durchführte. Bei dem Arbeitsschritt ging es darum, die Kettfäden mit den Stäben durch den bereits gewebten Teil zu ziehen und wieder in die Holzleiste zu stecken. Bei diesem Schritt schaute Frau X immer wieder bei mir, wie sie es machen mußte.
Am Ende der Einheit bat ich Frau X, mir beim Aufräumen und Abbauen zu helfen, was sie auch tat. Am Ende der Einheit fragte ich Frau X, wie denn die Arbeit an diesem Tag für sie gewesen sei und sie antwortete, daß es ihr leicht gefallen sei. Danach fragte sie, ob ihr Plan bereits abgezeichnet sei und wo denn die Projektgruppe stattfinden würde. Ich beantwortet ihre Fragen und verabschiedete mich von ihr.
Reflexion
Mir fiel es schwer, bei Frau X sitzen zu bleiben, da ich den Eindruck hatte, daß sie relativ gut allein zurechtkam mit der Arbeit und daß sie sich bei dabei konzentrieren müßte, daß es evtl. gerade meine Anwesenheit war, die ihr diese Sicherheit bot, ist mir erst im Gespräch mit meiner Praktikumsanleiterin aufgefallen. Meine Anweisungen bezüglich der Pause waren nicht eindeutig genug. So sagte ich Frau X erst, sie solle eine Pause einlegen, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht hatte, da dann ein neuer Arbeitsschritt folgen würde. Später bat ich sie konkret, in diesem Augenblick eine Pause einzulegen, dem sie nicht folgte, da sie die zuvor erwähnte Höhe ihrer Meinung nach noch nicht erreicht hatte. Frau X nahm von sich aus am Ende der Einheit Kontakt zu mir auf, indem sie mich nach ihrem Therapieplan fragte. Ich war darüber freudig überrascht.
Dauer: 40 Minuten
Therapeutische Überlegungen und Interventionen
Ich wollte Frau X die Wahl überlassen, welches Muster die kleine Decke haben sollte. Ich habe diesen späten Zeitpunkt gewählt, damit sie nicht überfordert würde, denn so kannte sie jetzt die Technik bereits aus der letzten Einheit und mußte sich "nur" für ein Motiv entscheiden. Dies sollte deshalb so sein, damit Frau X sich mit ihrem Stück etwas besser identifizieren können sollte. Außerdem dachte ich, da sie am Vortag so spontan die Farbe für das Deckchen ausgewählt hatte, das man an diesem Tag einen Schritt weiter gehen könne und es ihr evtl. gelingen würde, sich für ein Muster oder Motiv zu entscheiden. Hierfür wollte ich ihr drei Möglichkeiten aufzeichnen und sie sollte sich für eines davon entscheiden. Es war wieder mein Ziel, daß sie Kontakt zu mit aufnimmt, Selbständigkeit sollte gefördert werden, indem ich ihr zeigte wo Materialien stehen, damit sie sich möglicherweise selber damit versorgen könnte.
Handlungsprotokoll
Die Patientin kam wieder selbständig zur Therapieeinheit. Da ich nicht sofort Zeit Für die Patientin hatte, nahm sie selbständig ihr Werkstück aus dem Regal und setzte sich mit ihm an einen Tisch. Diesmal an einen anderen, als in den Therapieeinheiten zuvor, wieder aber an einen Einzeltisch mit dem Rücken zur restlichen Gruppe.
Ich ging zur Patientin und erklärte ihr, daß ich ihr gern, bevor sie mit dem Weben fortfuhr, zeigen wollte was es für Möglichkeiten gibt, Muster in die Decke zu weben. Hierfür malte ich ihr drei Versionen auf und erklärte diese kurz und auch, daß ich ihr bei allen drei Variationen helfen würde. Da Frau X unruhig wurde und statt einer Antwort anfing zu weben, schlug ich eine der drei Variationen vor. Frau X war einverstanden und stellte fest, daß das wohl auch die Einfachste sei.
Ich schlug ihr weiterhin vor, daß sie doch nun die Farbe wechseln solle, da sie schon ein gutes Stück mit roter Wolle gewebt hätte. Sie entschied sich für das Weben mit grüner Wolle. Wir befestigten nun gemeinsam den Rahmen am Tisch und ich zeigte ihr dann, wie man einen neuen Faden einlegt und webte das erste Stück mit dem neuen Faden weiter. Zu Beginn machte sie einige Fehler, die ich ihr verbesserte, kurz darauf war sie wieder in der Lage, diese selber zu erkennen und zu korrigieren. Sie hatte bereits ein Stück gewebt, als sie zur Visite gerufen wurde.
Als sie anschließend wieder herein kam setzte sie sich direkt wieder an ihre Arbeit. Ich setzte mich wieder zu ihr. In der Zeit, in der ich bei Frau X saß und sie keine Probleme hatte, beschäftigte ich mich mit dem Ausmalen eines Mandalas, um Frau X das Gefühl zu geben, daß ich auch sie nicht die ganze Zeit über beobachten und kontrollieren würde.
Nach einiger Zeit machte ich sie darauf aufmerksam, daß wir jetzt wieder die Stäbe nachsetzen müßten. Sie schaute mich an, als wüßte sie nicht, was ich meinte, so daß ich mit diesem Arbeitsschritt begann. Erst als sie sah, was ich meinte, begann sie von der anderen Seite, dabei zu helfen, die Stäbe nachzusetzen, wobei sie wieder bei mir abschaute, wie sie vorzugehen hatte.
Frau X webte noch ein Stück weiter, bevor wir dann gemeinsam die Materialien wegräumten, d.h. ich bat Frau X, den Wollkorb zurück ins Regal zu stellen und zeigte ihr, wo die Schraubzwingen, mit denen der Rahmen am Tisch befestigt war, hinkamen. Noch während ich die restlichen Materialien wegräumte, verließ Frau X den Raum, so daß ich nicht mit ihr reflektieren konnte, wie sie die Arbeit dieses Tages empfunden hatte.
Reflexion
Die Auswahl eines Musters war für Frau X eine Überforderung, so daß ich, als ich das bemerkte, da sie sehr unruhig wurde, schnell die Entscheidung für sie übernommen habe und ihr lediglich wieder die Wahl der Farbe überließ. Dies hat mir noch einmal gezeigt, daß Frau X noch Zeit braucht, um größere Entscheidungen treffen zu können. Kontakt hat sie von sich aus nicht zu mir aufgenommen, auch nicht zu Beginn der Einheit. Sie hat aber selbständig ihr Werkstück aus dem Regal genommen. Am Ende der Einheit hätte ich mir vor dem Aufräumen des Arbeitsplatzes die Zeit nehmen müssen, um mir ihr kurz über die Einheit zu reflektieren. Das Ende der Einheit war nicht klar genug definiert, so daß Frau X nicht wußte, daß ich noch mit ihr sprechen wollte.
Zielsetzungen
Nach der Entlassung aus der Klinik soll die Patientin wieder in die eigene Wohnung entlassen werden und dort selbständig leben können. Außerdem ist der Besuch in einer Tagesklinik geplant.
Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt Frau X vor allem eine Verbesserung der drei Bereiche Förderung kognitiver Fähigkeiten, hier speziell Konzentration und planvolles Arbeiten (z.B. um ihren Haushalt führen zu können), Förderung der Selbständigkeit, hier speziell das Treffen von Entscheidungen (zu jeder Zeit müssen im Leben größere und kleinere Entscheidungen getroffen werden, z.B. beim Einkaufen) und Förderung sozioemotionaler Fähigkeiten, hier speziell die Kontaktaufnahme (wenn man selbständig Leben will, muß man Kontakt zu Menschen aufnehmen können, z.B. wiederum beim Einkaufen).
Zielsetzung für die Sichtstunde
Frau X einen Platz am Tisch in der Mitte des Raumes anbieten, an dem voraussichtlich noch andere Patienten arbeiten werden. Diese Idee kam mir, da Frau X seit kurzem vermehrt den Kontakt zu Mitpatienten sucht, aber diesen noch nicht eingehen kann. Durch die räumliche Annäherung, soll ihr der Kontakt langsam leichter fallen, von hier aus ist es leichter Frau X in ein Gespräch mit einzubeziehen.
Die Kontaktaufnahme ist ein wichtiger Punkt für Frau X, bei dem man aber darauf achten muß, immer ein gutes Gleichgewicht zu halten und auf die Bedürfnisse der Patientin einzugehen, d.h. merkt man, daß der Patientin der Kontakt zu eng wird, ihr eine Pause gönnen und sie auch ruhig einmal allein lassen mit ihrer Arbeit, wenn sie gerade gut zurecht kommt und keine Hilfe benötigt.
Kognitiver Bereich: Planvolles Arbeiten
Frau X soll mit mir zusammen den Arbeitsplatz einrichten, indem sie ein oder höchstens zwei Dinge, die für die Arbeit benötigt werden, holen soll. Dies soll etwas sein, von dem sie weiß, wo es sich befindet. Nach der Arbeit soll sie mir beim Aufräumen helfen.
Körperlicher Bereich / Bereich der Psychomotorik: Entscheidungen treffen
Ich werde Frau X die Möglichkeit der Entscheidung bieten, werde ihr allerdings nur zwei oder drei Möglichkeiten zur Verfügung stellen, da sie bei der letzten Entscheidung, die sie treffen sollte, noch solche großen Schwierigkeiten hatte. Es wird sich um die Entscheidung handeln, welche Knotenform am Ende der Arbeit gewählt wird und wie lang das Werkstück werden soll. Hier werde ich ihr jeweils zwei Möglichkeiten anbieten.
Geplanter Therapieverlauf für die Sichtstunde
Darstellung von Methodik und Didaktik zur Erreichung der o. g. Zielsetzung für die Sichtstunde:
Einzusetzende Mittel und Medien
Therapeutische Medien:
Der Einstieg in das Thema fand bereits vor einigen Therapieeinheiten statt, so daß es sich hier um eine Fortsetzung bzw. evtl. Fertigstellung einer Arbeit handelt. Die Patientin wird also wissen, was für eine Arbeit in dieser Stunde anstehen wird.
Ich werde Frau X zeigen, wo sie sich hinsetzten soll (nämlich mit dem Gesicht zur Gruppe), um die Kontaktaufnahme zu erleichtern, indem Frau X offener zur Gruppe sitzt.
Stundenaufbau:
Begrüßung
Zeigen des Arbeitsplatzes
Einrichten des Arbeitsplatzes
Zuerst wird Frau X noch ein Stück weben. Hier werde ich ihr konkret sagen, wieviel Reihen sie noch weben soll. Hat sie dies geschafft, werde ich ihr den nächsten Arbeitsschritt, den des Abnehmens des Webstücks vom Stabwebrahmen, erklären und dann mit ihr zusammen durchführen.
Anschließend werden wir die Holzleiste des Rahmens vom Tisch lösen und die Stäbe und alles, was wir nicht mehr brauchen, wegräumen.
Als nächstes werde ich ihr zwei Möglichkeiten des Knotens der Kettfäden zeigen und ihr die Wahl überlassen. Die gewählte Form werden wir dann ausführen, indem ich ihr die ersten Knoten vormachen und evtl. parallel mit ihr arbeiten werde.
Zuletzt werden die Fäden beim Farbenwechseln verstopft.
Am Ende werde ich Frau X fragen wie ihr das fertiggestellte Werkstück gefällt und was sie damit machen wird. Dann werde ich noch mitteilen, daß ich ihr in der nächsten Einheit die nächste Arbeit vorstellen werde. Wenn es ihr sehr gut geht werde ich ihr sagen, daß wir das dann zusammen überlegen werden, was sie als nächstes machen wird.
Die Patientin nimmt bevorzugt einen Platz an einem der Tische ein, die etwas abseits stehen. Für die Sichtstunde werde ich sie bitten, an dem hinteren Tisch Platz zu nehmen, da dieser noch etwas freier im Raum steht und man hier mehr Freiraum zum arbeiten hat, was geeigneter ist, wenn man zu zweit arbeiten muß. Außerdem
Der Arbeitsplatz soll so übersichtlich wie möglich gestaltet werden, d.h. daß nur die Werkzeuge und Materialien, die für den jeweiligen Arbeitsschritt benötigt werden, auf dem Tisch liegen sollen. Zwischendurch sollen also die nicht mehr benötigten Materialien weggeräumt oder zur Seite gelegt werden.
Pausen werde ich für Frau X nach den einzelnen Arbeitsschritten einrichten oder wenn nötig auch zwischendurch. Es ist nötig, daß ich die Pausen für Frau X einrichte, da sie dies bis jetzt noch nicht selbständig zu tun in der Lage war, so hat sie bis jetzt auch dann weitergearbeitet, wenn eine Arbeit sie zu sehr angestrengt hat.
In der Nachbesprechung werde ich Frau X mitteilen, daß ich ihr beim nächsten Mal eine neue Arbeitstechnik vorstellen werde oder daß wir zusammen eine neue Arbeit aussuchen werden, abhängig von ihrer Verfassung.
Literatuverzeichnis
Springer - Verlag
Klaus Dörner, Ursula Plog
Psychiatrie – Verlag
1996
Springer – Verlag
Stam Verlag
2. Auflage 1995
Wolgang Demuth
Ferdinand Enkr Verlag
1987
Verlag modernes lernen
Fischer Verlag
1992
Schulz – Kirchner – Verlag
Springer Verlag
6. Auflage 1995